Jülicher Schlosskonzerte©
Klassische Kammermusik im historischen Ambiente - seit 1979
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27. Februar 2011 The Flying Basses
Boguslav Furtok, Kontrabass Cristian Braica, Kontrabass Simon Backhaus, Kontrabass Ulrich Franck, Kontrabass ***** Das Programm
Jean-Philippe Rameau* (1683-1764) V. Concert (aus den Pièces de clavecin en concert) La Forqueray - Fugue La Cupis - Rondement La Marais – Rondement
Boguslaw Furtok (*1967) Three Pieces for Four Basses (2006) Allegro molto Andante tranquillo Vivo
Enrique Granados* (1867-1916) tres danzas españolas y intermedio Andaluza Valenciana Intermedio aus « Goyescas » Rondalla aragonesa
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Daryl Runswick (*1946) Suite and Low Strauss in the Doghouse American Basses
Jazz-Suite John Kander (*1927) New York, New York Jimmy Giuffre (1921-2008) Four Brothers
* Bearbeitung von Ulrich Franck
Zum Programm
Jean-Philippe Rameau wuchs in einer musikalischen französischen Familie auf, wurde Geiger und Organist, Komponist und Musiktheoretiker. Neben Werken für Cembalo komponierte er Opern und Ballettmusik. In den 1741 für Cembalo, Violine und Gambe komponierten „Pièces de clavecin en concert“ bezieht sich der Begriff „Concert“ lediglich auf das Zusammenspiel von mehr als zwei, hier gleichrangigen, Instrumenten. Da das Cembalo weitgehend in zwei linearen Stimmen geführt wird, liegt eine Bearbeitung für vier Instrumente nahe. Den eigentlichen Satzbezeichnungen sind Charakterschilderungen vorangestellt. Im fünften Concert handelt es sich um Widmungen an drei Musikerkollegen, und zwar in „La Forqueray“ an Antoine Forqueray, der als einer der bedeutendsten Bassgambisten wie „der Teufel“, „unberechenbar, launisch und bizarr“ spielte, in „La Cupis“ an François Cupis de Camargo, Violinvirtuose und Komponist, und in „La Marais“ an den Gambenvirtuosen und Komponisten Marin Marais. Boguslaw Furtok komponierte für die „The Flying Basses“ bereits fünf Kontrabassquartette sowie das hier präsentierte Werk, das 2006 in Südfrankreich, inspiriert durch Meer und Sonne, entstand. Furtoks Musik greift auf Traditionen des 19. und 20. Jahrhunderts zurück, verwendet neben klassisch-romantischen Stilelementen aber auch Mittel der modernen Filmmusik, womit er seine eigene, unverwechselbare Tonsprache findet. Dabei nutzt er als Kontrabassist das ganze Spektrum der Möglichkeiten seines Instruments aus: den großen Tonumfang, Pizzicato- und Flageolett-Effekte, die unterschiedlichsten Klangfarben, den bisweilen fast symphonischen Klang der vier Kontrabässe und die für manchen Zuhörer unerwartete Virtuosität. Enrique Granados gehört neben Isaac Albéniz und Manuel de Falla zu den großen Erneuerern der spanischen Musik aus dem Geist der Folklore. Als erfolgreicher Pianist komponierte er vor allem Klavierwerke. Die temperamentvollen „Danzas españolas“, zwölf für verschiedene spanische Regionen typische Tänze für Klavier, waren Granados’ erster kompositorischer Erfolg. Das „Intermedio“ ist ursprünglich ein Orchesterzwischenspiel aus seiner Oper „Goyescas“, die er aus seinem gleichnamigen Klavierzyklus entwickelte. Daryl Runswick ist ein vielseitiger, klassisch ausgebildeter englischer Instrumentalist, Sänger, Jazz-Improvisator, Arrangeur und Komponist. Als aktiver Kontrabassist kennt er die Welt der Bassisten bestens. Mit „Suite and Low“ (sprich: „sweet and low“) schuf er den Bassquartett-Klassiker schlechthin. In „Strauss in the Doghouse“ (englischsprachige Bassisten bezeichnen ihr Instrument gerne liebevoll als Hundehütte) werden die bekanntesten Melodien von Johann Strauß kurz durch den bassistischen Kakao gezogen. „American Basses“ vereint die Highlights der amerikanischen Countrymusic-Kultur, wobei der „American Dream“ ironisch-bombastisch zu Ende gespielt wird. Die Jazz-Suite vereint zwei unterschiedliche Jazzstücke: „New York, New York“ wurde von John Kander für Martin Scorseses gleichnamigen Film von 1977 mit Liza Minelli und Robert de Niro komponiert. Zum Welthit wurde der Titel aber erst durch Frank Sinatra, der das Stück zur inoffiziellen Hymne der Stadt New York machte. „Four Brothers“ hieß der legendäre Saxophonsatz von Woody Herman, dem hierin eine Verschmelzung von Swing- mit Bebop-Elementen gelang. Das Arrangement des namengebenden Stücks von Jimmy Giuffre enthält die von der Originalaufnahme transkribierten Saxophonsoli.
Zu den Interpreten
„The Flying Basses“, das Kontrabass-Quartett des HR-Sinfonie-Orchesters, wurde 2003 anlässlich eines Orchesterfestes gegründet. Ermutigt durch den großen Erfolg und den Spaß am Bassquartettspiel wurde in der Folge ein breites Konzertrepertoire aufgebaut. In ihren Konzerten spannen die „Flying Basses“ einen weiten Bogen von vorbarocker bis zu zeitgenössischer Musik und Jazz sowie eigenen Kompositionen und Arrangements. Boguslaw Furtok gastierte als Solist bei namhaften Orchestern, u.a. beim RSO Warschau, den Jenaer Philharmoniker und den Bamberger Symphonikern. 2000 entstand bei CPO die CD-Einspielung mit Kontrabasskonzerten von Giovanni Bottesini mit dem Radio-Sinfonie-Orchester Frankfurt. 2008 erschienen zwei weitere CDs mit Sonaten von Brahms, Hindemith und Hertl sowie mit den Bottesini-Kontrabass-Duos, die zusammen mit Johannes Stähle aufgenommen wurden. Der aus Rumänien stammende Cristian Braica ist seit 2001 Vorspieler der Kontrabassgruppe im HR-Sinfonie-Orchester. 1997- 2001 musizierte Braica als Solokontrabassist u.a. in der „Philharmonie der Nationen“ unter Justus Frantz. Simon Backhaus war zunächst im Frankfurter Museumsorchester und im WDR-Sinfonie-Orchester Köln engagiert. 1999 wurde er Vorspieler der Kontrabassgruppe im HR-Sinfonie-Orchester Frankfurt.
Nach Engagements bei den Stuttgarter Philharmonikern und der Staatsoper Stuttgart ist Ulrich Franck seit 1991 Kontrabassist im RSO Frankfurt. Die notwendigen Arrangements für „The Flying Basses“ stammen aus seiner Feder. Ulrich Franck war zunächst bei den Stuttgarter Philharmonikern und der Staatsoper Stuttgart engagiert. Seit 1991 ist er Kontrabassist im RSO Frankfurt. Für „The Flying Basses“ macht er die notwendigen Arrangements.
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