Jülicher Schlosskonzerte©
Klassische Kammermusik im historischen Ambiente - seit 1979
|
Jakub Fišer, 1. Violine, Štěpán Ježek, 2. Violine Jiří Pinkas, Viola und Štěpán Doležal, Violoncello
Das Quartett tritt derzeit an wichtigen Orten im In- und Ausland auf, darunter Wigmore Hall London, Musikverein Wien, Konzerthaus Berlin, Théâtre des Champs-Elysées Paris, New Yorker Frick Collection, Seoul Art Center, Rudolfinum Prag u.a. Hinzu kommen Einladungen zu Festivals in Salzburg, Luzern, im Rheingau, nach Lockenhaus und zum Prager Frühling. Dabei arbeitet das Ensemble mit herausragenden internationalen Kollegen wie Jean-Yves Thibaudet, Alexander Melnikov, Vadim Gluzman, Isabel Charisius, Pietro de Maria, Reto Bieri oder Danjulo Ishizaka. Das Bennewitz Quartett spielt besonders gerne in der heimischen tschechischen Musikszene. Besondere Highlights waren die Zusammenarbeit mit der Tschechischen Philharmonie und ihrem Dirigenten Jiří Bělohlávek für die Aufführung des Konzerts für Streichquartett und Orchester von Bohuslav Martinů. Das Ensemble hat beide Quartette von Leoš Janáček für das tschechische Fernsehen im einzigartigen Ambiente der Villa Tugend hat in Brünn aufgenommen. Regelmäßig zeichnet der tschechische Rundfunk Konzerte des Quartetts auf. Aus ihrer langjährigen Zusammenarbeit mit dem Label Coviello Classics geht unter anderem eine Aufnahme der beiden Streichquartette von Leoš Janáček kombiniert mit dem 4. Streichquartett von Béla Bartók hervor, die von der Presse einhellig gelobt wird. So ist das Magazin Fono Forum beeindruckt von ihrem „feurigen Temperament“. Die zweite Aufnahme dieser Serie, 2010 erschienen, umfasst beide Quartette von Bedřich Smetana. Die Website Klassik.com nennt die Aufnahme „einfach phänomenal“. Das darauffolgende, beim Label Hänssler Classic erschienene Projekt ist Dvořáks vollständigem Zypressen-Zyklus gewidmet, 2015 gefolgt von seinen Streichquartetten op. 51 und op. 106 bei SWRmusic/Naxos. Diese Aufnahme wurde mit dem 'Choice of the Harmonie Magazine' und 'Editor's Choice' des Magazins Gramophone ausgezeichnet. Die Mitglieder des Quartetts legen großen Wert auf eine inspirierende und auch herausfordernde Auswahl des Konzertrepertoires. In den Jahren 2012 und 2015 spielte das Ensemble an einem einzigen Abend die kompletten sechs Streichquartette Bartóks beim Festival Maggio Musicale Fiorentino und im schwedischen Upsala. 2014 präsentierten die vier die Lieder der Einwanderer von Slavomír Hořínka im Konzerthaus Berlin. Im April 2019 erschien bei Supraphon, dem wichtigsten tschechischen Label, eine neue CD mit Musik der jüdischen Komponisten H. Krása, V. Ullmann, E. Schulhoff und P. Haas, die alle dem Nazi-Terror zum Opfer fielen. Anfang 2019 trat das Bennewitz Quartett mit einer Auswahl dieser Werke bei der offiziellen Gedenkstunde an die Opfer des Holocaust im Deutschen Bundestag Berlin auf. Seit 1998 trägt das Bennewitz Quartett den Namen des Geigers und Direktors des Prager Musikkonservatoriums Antonín Bennewitz (1833-1926), der maßgeblich zur Gründung der tschechischen Violinschule beigetragen hat. Zu den bedeutendsten Musikern, die zu seinen Jüngern gerechnet werden, zählen vor allem Karel Hoffman, Josef Suk und Oskar Nedbal, die unter Bennewitz' Einfluss das berühmte Böhmische Quartett bildeten.
Das Programm (gekürzt)
Joseph Haydn
Leoš Janáček (1854-1928) Streichquartett Nr 1. nach Leo Tolstois Novelle Die Kreutzersonate (1923) 1. Adagio – Con moto 2. Con moto 3. Con moto – Vivace – Andante 4. Con moto – Adagio – Più mosso
- kurze Lüftungspause -
Ludwig van Beethoven (1770-1827) Streichquartett a-moll op. 132 (1825) 1. Assai sostenuto – Allegro 2. Allegro ma non tanto 3. Canzona di ringraziamento. Molto adagio (Heiliger Dankgesang eines Genesenen an die Gottheit in der lydischen Tonart) 4. Alla marcia, assai vivace 5. Allegro appassionato
Zum Programm
1803 komponierte Ludwig van Beethoven seine berühmte „Kreutzersonate“ für Violine und Klavier. 1887-1889 schrieb der russische Dichter Leo Tolstoi eine Erzählung, in der jene Sonate eine Schlüsselrolle spielt. Er gab ihr den Titel „Die Kreutzersonate“. Unter dem Eindruck dieser Erzählung entwarf der tschechische Komponist Leoš Janáček seine Komposition und gab dem Werk denselben Titel, obwohl es sich nicht um eine Sonate handelt, sondern um ein Streichquartett, das in seiner Dramatik an eine Oper erinnert. Seine Musik, „die alle Stadien der Emotionen von der rastlosen Suche über den Schmerzensschrei bis zur tödlichen Verzweiflung im Finale durchläuft“ (Max Brod), ist ein leidenschaftliches Plädoyer für eine unterdrückte Frau, die aus einer unglücklichen Ehe ausbrechen möchte, aber letztlich an den starren gesellschaftlichen Normen scheitert. Bis heute sind die späten Streichquartette von Ludwig van Beethoven eine Herausforderung für Interpreten wie Publikum. Das a-Moll-Quartett op. 132, komponiert 1825, stellt die irritierenden Elemente im Spätstil Beethovens zurück gegenüber einer unmittelbar eingängigen Dramatik der Themen und des Formverlaufs. Eher unterschwellig kommen abstrakte Momente zum Tragen, so etwa in dem Viertonmotiv, das die langsame Einleitung in einem geheimnisvollen Kanon vorstellt und das dann auch dem Hauptthema des Allegros zugrunde liegt. Es handelt sich um eine Art Motto der späten Quartette Beethovens, das bis hin zur Großen Fuge op. 133 in immer neuer Gestalt wiederkehrt. Der zweite Satz ist voll der satztechnischen Scherze, die auch andere Binnensätze der späten Quartette durchziehen. Höhepunkt des Quartetts ist der langsame Satz, die berühmte „Heilige Dankgesang eines Genesenen an die Gottheit, in der lydischen Tonart“. Es handelt sich um einen Choral, der dank des lydischen Kirchentons und seiner altertümlichen Satztechnik an die Kirchenmotette der Palestrina-Zeit gemahnt. Zwei „moderne“ Episoden unterbrechen den Dankgesang; „neue Kraft fühlend“, sind sie von Tanzrhythmen und den typischen Motiven des späten Beethoven geprägt. Auf den vierten Satz, einen ironischen Marsch in A-Dur, folgt das Appassionato-Finale in a-moll, das auf die drängend-bewegten Finalsätze der Romantiker in dieser Tonart voraus weist. Das Tor nicht nur zur Romantik, sondern sogar zur Moderne hat Beethoven hier - wie so oft in den späten Quartetten - weit aufgestoßen.
[Zum Programmblatt..] [Zur Rezension..]
Stand: 05. Oktober 2020. |
|