Jülicher Schlosskonzerte©
Klassische Kammermusik im historischen Ambiente - seit 1979
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Andrea Burger - Viola, Philip Graham - Violoncello Antonia Köster - Klavier, Sindri Lederer - Violine
Das Notos Quartett gilt als eine „der herausragenden Kammermusikformationen der Gegenwart“ (FONO FORUM 09/2017). Publikum wie Kritiker bewundern neben der „virtuosen Brillanz und technischen Perfektion“ des Ensembles besonders den „Sinn für die Balance und das Zusammenspiel, welcher jedes Detail der Komposition hörbar macht“, wobei es „die Zuhörer mit den innig gespielten Tönen direkt ins Herz trifft“. Seit seiner Gründung im Jahr 2007 wurde das Notos Quartett bereits mit sechs 1. Preisen sowie zahlreichen Sonderpreisen bei internationalen Wettbewerben in Holland, Italien, England und China ausgezeichnet. 2017 wurde ihm darüber hinaus der zu diesem Zeitpunkt renommierte deutsche Musikpreis ECHO Klassik als Nachwuchskünstler des Jahres verliehen, eine Auszeichnung, die nur in den seltensten Fällen an ein Ensemble vergeben wurde. Als Reaktion auf die ECHO Pop-Verleihung im April 2018, in der ein Album mit antisemitischem und menschenverachtendem Gedankengut mit einem Preis ausgezeichnet wurde, gaben die Musiker des Notos Quartetts als erste Künstler ihren ECHO wieder zurück. Sie lösten damit eine Protestbewegung aus, der sich viele namhafte Künstler wie Igor Levit, Daniel Barenboim und Marius Müller-Westernhagen mit der Rückgabe ihrer Preise anschlossen. Infolgedessen entschied sich der Bundesverband Musikindustrie, die Marke ECHO komplett abzuschaffen. Das Bestreben der Musiker, neben den bekannten Meisterwerken auch verschollene und vergessene Werke der Gattung Klavierquartett aufzuspüren und einem breiten Publikum zu präsentieren, spiegelt auch ihre Debüt-CD „Hungarian Treasures“ wider, die im Februar 2017 bei Sony Classical/RCA erschienen ist. Diese beinhaltet unter anderem die Weltersteinspielung des Klavierquartetts von Béla Bartók, für dessen Wiederentdeckung das Ensemble weltweit große Aufmerksamkeit und Anerkennung erlangte. Das große Interesse am Notos Quartett und seinen außergewöhnlichen Programmen dokumentieren auch zahlreiche Konzertmitschnitte, Interviews und Portraits in Rundfunk- und Fernsehanstalten im In- und Ausland, wie dem ARD, ZDF, Deutschlandfunk, BR, SWR, WDR, MDR, NDR, RBB, SR, HR sowie dem BBC, France Musique, Radio4 Holland, ORF Österreich, P2 Schweden, IPR USA und verschiedenen Sendern in Japan und Vietnam. Neben Auftritten in renommierten europäischen Konzertsälen wie der Berliner Philharmonie, dem Konzerthaus Berlin, dem Konzerthaus Wien, der Wigmore Hall London, dem Concertgebouw Amsterdam, der Tonhalle Zürich, dem BOZAR Brüssel, dem Teatro la Fenice Venedig und bei den großen Festivals im Rheingau, in Schwetzingen, Würzburg, Mecklenburg-Vorpommern, Usedom und Radio France, bereist das Quartett regelmäßig auch ferne Länder wie Russland, China, Japan und den südostasiatischen Raum. Neben seiner Konzerttätigkeit setzt es sich auch für die Förderung junger Musiker ein und sieht darin einen weiteren wichtigen Aspekt seiner Arbeit. So unterrichtete das Ensemble bereits am Royal Northern College of Music in Manchester, leitete den Meisterkurs „Saigon Chamber Music“ in Vietnam und veranstaltet seit Herbst 2015 die von ihm gegründete und jährlich stattfindende „Notos Chamber Music Academy“, die seit dieser Saison in Zusammenarbeit mit der Jeunesses Musicales Deutschland in Weikersheim ausgetragen wird. Zu den Wegbegleitern, Lehrern und Förderern des Quartetts zählen u.a. das Alban Berg Quartett, das Mandelring Quartett, Uwe-Martin Haiberg, Clemens Hagen, Menahem Pressler und András Schiff. Ermöglicht durch den "Merito String Instruments Trust" spielt das Notos Quartett auf wertvollen alten italienischen Streichinstrumenten und als Pirastro-Artist ausschließlich auf Saiten der renommierten Saitenmanufaktur "Pirastro GmbH".
Das Programm
Gustav Mahler (1860 - 1911) Klavierquartettsatz (1877/78) in a-moll Nicht zu schnell – Mit Leidenschaft – Entschlossen
(1833 -1897) Klavierquartett Nr. 2 A-Dur, op. 26 (1861) Allegro non troppo - Poco Adagio Scherzo.Poco Allegro - Finale. Allegro
Das Ensemble bedankte sich beim begeisterten Publikum mit Edward Elgars Opus 12 "Liebesgruß"
Das eigentlich noch vorgesehene Stück von Walton musste unter Corona-Bedingungen leider entfallen: (1902-1983) Klavierquartett (1924/1976)
Zum Programm
Gustav Mahler schrieb den Quartettsatz a-moll mit sechzehn Jahren. Dass der Sinfoniker Mahler überhaupt Kammermusik geschrieben hat, war schon zu seinen Lebzeiten kaum bekannt. Das lag an seinem leichtsinnigen Umgang mit den Jugendwerken, die bereits 1896 weitgehend verloren gegangen waren. Darunter befanden sich mehrere preisgekrönte Stücke, z.B. eine Violinsonate und zwei Klavierquintette. “Das beste davon war ein Klavierquartett”, berichtete Mahler selbst, “welches am Schluss der vierjährigen Konservatoriumszeit entstand und das großes Gefallen erregte”. Dabei handelte es sich um ein vollständiges viersätziges Klavierquartett, das ebenfalls verloren ging. Einzig erhalten ist ein einzelner Allegrosatz aus einem Klavierquartett in a-moll. Er ist ein einzigartiges Dokument für Mahlers kammermusikalischen Stil und seine frühe Begabung: “So negiert der in düsterem a-Moll versinkende Schluss des Sonatensatzes jede Konvention von Äußerlichkeit, die bei einem Sechzehnjährigen wohl zu erwarten gewesen wäre. Überhaupt darf diese Tonart, die im Werk Mahlers (und auch in einer der Jugend-Symphonien) eine bedeutsame Rolle spielte, durchaus als unbewusstes Antizipando des Kommenden gewertet werden. Besonders bewegend ist das verhalten-sordinierte Intermezzo vor Eintritt der Reprise, wie auch die ganz und gar ungewöhnliche, höchst exzessive Violinkadenz unmittelbar vor der Koda. Die thematische Erfindung gewinnt durchaus eigenpersönliches Profil; Form und Gestus weisen erkennbar auf die Wurzeln des damaligen musikalischen Bewusstseins Mahlers: auf Brahms, Schumann und Schubert.” (Peter Ruzicka)
1855, im Alter von 22 Jahren, begann Johannes Brahms mit der Komposition seiner drei Klavierquartette. Die ersten beiden in g-moll und A-Dur vollendete er 1861, das dritte ‒ ursprünglich in cis-moll geschrieben ‒ veröffentlichte er erst 1875 in der revidierten c-moll-Fassung. Die Durchführungstechnik des ersten Satzes des A-Dur Quartetts ist weniger von Melodik und Harmonik, sondern stark von Rhythmus geprägt. Das Klavierthema des Anfangs besteht aus Achteltriolen und Dreiergruppen von einfachen Achteln, und dieser Gegensatz bestimmt den gesamten Satz. Die gesanglichen Themen erinnern an Schumann, unter dessen starkem Einfluss Brahms damals stand. ‒ Das Poco Adagio hat durch seine düsteren Klavier-Arpeggien und das schmerzliche Zwischenthema oft zur biographischen Interpretation herausgefordert ‒ ähnlich wie beim dritten Klavierquartett, das später als „Werther-Quartett“ bezeichnet wurde und seine unerfüllte Liebe zu Clara Schumann widerspiegelt. Das Scherzo könnte man wörtlich verstehen: als Scherz, denn es ist eine Zitatensammlung. Sein Thema stammt aus Bachs vierter Cembalo-Partita, ein Überleitungsmotiv aus Schuberts B-Dur-Klaviertrio, das zweite Thema aus Schumanns A-Dur-Streichquartett. Auf dieses heitere, kontrapunktisch meisterhafte Spiel mit Versatzstücken folgt ein wildes Trio. Das Finale ist, wie der entsprechende Satz des ersten Klavierquartetts, im ungarischen Stil gehalten.
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Stand: 24. April 2021. |
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