Jülicher Schlosskonzerte©
Klassische Kammermusik im historischen Ambiente - seit 1979
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13. Juni 2021 (wegen Corona vom 21. Februar hierher verschoben, und nicht in der Kapelle sondern im PZ)
Klarinetten-Trio Johanns, Rivinius & Grimm
Thorsten Johanns - Klarinette Paul Rivinius - Klavier Justus Grimm - Violoncello
Die Musiker des Ensembles Johanns-Rivinius-Grimm haben sich während der Studienzeit und auch schon davor im Bundesjugendorchester (BJO) kennen gelernt und sind durch langjährige Freundschaft verbunden. Die gemeinsame Liebe zur Kammermusik bringt die Künstler immer wieder zu gemeinsamen Auftritten zusammen. So z.B. bei internationalen Festivals, Konzerten und Meisterkursen auf der ganzen Welt und in ganz unterschiedlichen Formationen. Daraus hervorgehend entstand der Wunsch nach einem eigenen Ensemble in dieser außergewöhnlich harmonischen Besetzung von Klarinette, Violoncello und Klavier. Die programmatische Variabilität der drei Instrumente spiegelt sich im Konzertprogramm wider.
Der Klarinettist Thorsten Johanns ist durch seine stilistische Vielseitigkeit und seine ausgeprägte musikalische Kommunikationsfähigkeit als Solist, Orchester- und Kammermusiker sowie als Lehrer gleichermaßen geschätzt und international gefragt. Bereits im Alter von 22 Jahren erhielt er 1998, noch während seines Klarinettenstudiums bei Prof. Ralph Manno an der Musikhochschule Köln, sein erstes festes Engagement als stellvertretender Soloklarinettist bei den Essener Philharmonikern, drei Jahre später wurde er Soloklarinettist im WDR-Sinfonieorchester Köln. Diese Position hatte er bis 2015 inne und gastiert dort weiterhin regelmäßig. Als erster und bis heute einziger deutscher Klarinettist wurde Thorsten Johanns persönlich vom Chefdirigenten Alan Gilbert wiederholt nach New York eingeladen, um dort als Solo-Klarinettist mit dem New York Philharmonic Orchestra zu spielen. Weitere, regelmäßige Gast-Engagements als Solo-Klarinettist führten ihn zu den Berliner Philharmonikern, dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, den Münchner Philharmonikern und vielen anderen renommierten Orchestern. Als Solist konzertiert er regelmäßig mit namhaften Orchestern und Dirigenten. Dies waren in der Vergangenheit Sir Neville Marriner, Semyon Bychkov, Dan Ettinger, das WDR-Sinfonieorchester Köln, das Orchestre de Chambre de Paris, das Brandenburgische Staatsorchester, das Stavanger Symphony Orchestra und das Nationale Radio Orchester von Rumänien. Die Komponisten Moritz Eggert und Philippe Manoury widmeten ihm Solokonzerte, die er mit Orchester uraufführte (Eggert: „AURA“, UA 2014 mit der Bayerischen Kammerphilharmonie und Manoury „Passages“, UA 2017 mit dem WDR Sinfonieorchester Köln). Die tiefe Liebe zur Kammermusik wurde bereits in früher Kindheit durch seinen ersten Lehrer Laszlo Dömötör geweckt. Thorsten Johanns spielt in zahlreichen unterschiedlichen Formationen, sein Repertoire reicht von der Ursprungszeit seines Instrumentes bis hin zu modernster, vielfach für ihn komponierter Musik. Zu seinen heutigen Kammermusikpartnern zählen neben namhaften Streichquartetten (ARIS, Auryn, Diogenes, Minetti) auch der Oboist und Komponist Heinz Holliger und der Pianist und Komponist Moritz Eggert. Thorsten Johanns ist Mitglied des weltweit konzertierenden „Ensemble Raro“ und der „Deutschen Bläsersolisten“. Des Weiteren ist er Mitglied des renommierten Ensembles „Spectrum Concerts Berlin“. Thorsten Johanns war und ist Gast bei zahlreichen internationalen Festivals (Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Luzern, Tiroler Festspiele, SoNoRo Bukarest, Rheingau Musikfestival, Budapest Festival Academy, Kuhmo Chamber Music Festival u.v.a.) und wirkte bei vielen erfolgreichen CD-Produktionen (u.a. ECHO-Klassik 2008) mit. In den letzten Jahren hat das Unterrichten einen wichtigen Stellenwert in Thorsten Johanns Karriere eingenommen. 2014 folgte er dem Ruf als Professor für Klarinette an die Musikhochschule 'FRANZ LISZT' in Weimar. Von 2010 bis 2014 unterrichtete er, parallel zu seinem Engagement im Orchester, am Conservatorium in Maastricht (NL). Thorsten Johanns gibt zudem regelmäßig Meisterkurse. In den vergangenen Jahren wurde er hierfür nach China, Australien, Kanada, Deutschland, in die skandinavischen Länder und die Niederlande eingeladen.
Der Pianist Paul Rivinius, Jahrgang 1970, erhielt seinen ersten Klavierunterricht im Alter von fünf Jahren. Seine Lehrer waren zunächst Gustaf Grosch in München, später dann Alexander Sellier, Walter Blankenheim und Nerine Barrett an der Musikhochschule in Saarbrücken. Nach dem Abitur studierte er zusätzlich Horn bei Marie-Luise Neunecker an der Frankfurter Musikhochschule und setzte seine Klavierausbildung bei Raymund Havenith fort. 1994 wurde er in die Meisterklasse von Gerhard Oppitz an der Musikhochschule München aufgenommen, die er 1998 mit Auszeichnung abschloss. Paul Rivinius war langjähriges Mitglied im Bundesjugendorchester und im Gustav Mahler Jugendorchester.
Als Kammermusiker profilierte er sich mit dem 1986
gegründeten Clemente Trio, das nach mehreren Auszeichnungen 1998 den
renommierten ARD-Musikwettbewerb in München gewann und anschließend
als «Rising Star»-Ensemble in den zehn wichtigsten Konzertsälen der
Welt gastierte, darunter die Carnegie Hall in New York und die
Wigmore Hall in London.
Außerdem musiziert Paul Rivinius gemeinsam mit seinen Brüdern
Benjamin, Gustav und Siegfried im Rivinius Klavier-Quartett. Seit
2004 ist er zudem Pianist des Mozart Piano Quartet, welches sich
durch ausgedehnte Reisen nach Nord- und Südamerika sowie nach Asien
internationales Renomee erspielt hat. Zahlreiche Rundfunk- und CD- Produktionen dokumentieren seine künstlerische Arbeit, unter anderem mit den Cellisten Julian Steckel und Johannes Moser sowie mit der schwedischen Sopranistin Camilla Tilling. Paul Rivinius lehrte viele Jahre als Professor für Kammermusik an der Musikhochschule «Hanns Eisler» in Berlin und lebt heute in München.
Der Cellist Justus Grimm wurde 1970 in Hamburg geboren. Im Alter von fünf Jahren begann er Cello zu spielen. Er setzte seine Studien bei Ulrich Voss und Claus Kanngiesser fort und beendete seine Ausbildung bei Frans Helmerson in Stockholm und Köln. Im Jahre 1993 debütierte er als Solist am Hamburger Staatsorchester. Auf dem Programm stand die Uraufführung von Matthias Pintschers Cellokonzert La Metamorfosi di Narciso. Grimm hat ferner mit einer Reihe von führenden europäischen Orchestern als Solist aufgetreten, u.a. The English Chamber Orchestra, The London Chamber Orchestra, Orchestre Royal de Wallonie und Brandenburgisches Staatsorchester, Frankfurt. Justus Grimms Tätigkeit als Kammermusiker ist umfassend. Im Jahre 2008 war er somit Mitgründer des Streichquartetts Malibran, wo er auch weiterhin aktiv ist. Seit 2010 ist er "Artist in Residence" bei Centiers Internazionale d'Arte, Montepulciano - italienische Sommerschule für junge Sänger, Musiker, Dirigenten und Komponisten, die 1976 vom Komponisten Hans Werner Henze gegründet wurde. Justus Grimm hat mehrere deutsche und belgische Preise erhalten und ist seit 2008 Professor und ab 2013 Rektor des Königlichen Konservatorium in Antwerpen tätig.
Das Programm (zwei leicht verkürzte Konzerte - um 17 und 20 Uhr)
um 17 und 20 Uhr: Ludwig van Beethoven (1770 - 1827) Trio B-Dur op. 11 'Gassenhauer'
nur um 17 Uhr: Claude Debussy (1862 - 1918) Sonate für Cello und Klavier
nur um 20 Uhr: Claude Debussy Première Rhapsodie für Klarinette und Klavier
um 17 und 20 Uhr: Johannes Brahms (1833 - 1897) Klarinettentrio a-moll op. 114
Zum Programm Das Finalthema von Beethovens Trios op. 11 stammt vom populärsten Wiener Opernkomponisten um 1800 Joseph Weigl und war damals als ‚Gassenhauer‘ in aller Munde. Das Trio erschien 1798 im Druck, und wurde 1800 von Beethoven selbst öffentlich aufgeführt. Der bedeutendste Satz des Trios ist der erste „mit seinem kühnen, stolz gerichteten Grundzuge, […] stellenweise mit einer gewissen Feierlichkeit“ (A. W. Thayer). Das kurze Adagio, obwohl nur eine Art Überleitung zum Finale, kann durch seine ausdrucksstarke Melodik, das Finale durch dessen kunstvolle Form zu den schönsten Einfällen des frühen Beethoven gerechnet werden. 1915, drei Jahre vor seinem Tod, begann Debussy einen Zyklus von "Six sonates pour divers instruments“, die er in bewusster Anlehnung an die französische Sonatenkunst des Barock konzipierte. Von den geplanten sechs Sonaten konnte er nur noch drei vollenden: die Cellosonate, die Violinsonate und die Sonate für Flöte, Viola und Harfe. Die Cellosonate beginnt mit einem Prolog und einer „französischen Ouvertüre“ in punktierten Rhythmen: mit dem resoluten Duktus, den Rhythmen und Spielfiguren einer solchen Ouvertüre im Klavier. Das Cello antwortet ähnlich, aber rhythmisch frei, mit einer Art Kadenz. Flirrende Bewegung in gebrochenen Dreiklängen tritt an die Stelle des fugierten Mittelteils einer Barockouvertüre, bevor das pathetische Motiv des Beginns wiederkehrt. Den zweiten und dritten Satz hat Debussy zu einer Einheit zusammengefasst: Sérénade et Finale. Zu Beginn der Serenade verwandelt sich das Cello mittels Sempre Pizzicato, gezupfter Noten, in eine große Gitarre, auf der ein Ständchen angestimmt wird. Die gestrichenen Noten im weiteren Verlauf sollen laut Debussys Anweisung „ironique“ klingen. Man hat es ganz offenbar mit einem grotesken Liebhaber aus der Commedia dell’arte zu tun, der hier seiner Angebeteten auf bizarre Weise huldigt. Am Ende des Satzes scheint er erhört zu werden, denn ein erwartungsvoll gespanntes A des Cellos mündet unmittelbar in das „leichte und nervöse“ Finale, das in flirrender Bewegung über dem barocken Bass der Passacaglia beginnt. Con fuoco und Appassionato, feuriger und leidenschaftlicher Ausdruck, prägen diesen Satz, den die Rückkehr des barocken Motivs aus dem Prolog feierlich beschließt. Für die Bläserwettbewerbe des Pariser Conservatoire schrieb Debussy zwei Werke für Klarinette und Klavier, die den Klarinettisten als Pflichtstücke vorgelegt wurden: Petite Pièce und Première Rhapsodie. Diese entstand Ende 1909 und wurde im Januar 1910 mit Klavierbegleitung fertiggestellt. Von beiden Stücken nähert sich besonders die Rhapsodie in ihrer musikalischen Sprache den Préludes für Klavier. Die erste öffentliche Aufführung erfolgte im Januar 1911 durch Paul Mimart, dem die Rhapsodie „als Zeugnis der Sympathie“ zugeeignet ist. Sie beginnt mit einem „träumerischen“ langsamen Teil und endet „lebhaft scherzend“. 1890 hatte Brahms beschlossen, nicht mehr zu komponieren. Aber fasziniert vom ganz besonderen Klangzauber des Klarinettisten der Meininger Hofkapelle, Richard Mühlfeld, arbeitete er im Stillen sein a-Moll-Trio für Klarinette, Cello und Klavier und sein Klarinettenquintett aus. Der erste Satz beginnt mit einer schlichten Melodie des Cellos, auf die die Klarinette mit Arabesken antwortet. Ein Gegenthema des Klaviers setzt kräftigere Akzente, die sich aber im Laufe des Satzes nicht behaupten können. So ist das zweite Thema ein Kanon in der Umkehrung zwischen Klarinette und Cello. Leise Sechzehntelläufe geben der Durchführung eine eigenartig fahle Farbe. Sie beschließen auch den Satz. Im Adagio wird der Ausdruck noch weiter zurückgenommen. Sein Hauptmotiv in der Klarinette wird allmählich zerlegt, bis nur noch Seufzerfiguren übrig bleiben. In einem zweiten Thema steigern sich Bewegung und Ausdruck zu einer wehmütigen “fin de siècle”-Stimmung. Im zweiten Satz hat Brahms seiner Wahlheimat Österreich ein Denkmal gesetzt – durch eine Walzermelodie, wie sie auch in der „Fledermaus“ von Johann Strauss stehen könnte. Auch hier wird das Thema in Fragmente zerlegt, bis die Klarinette mit dem Trio einsetzt, einem Ländler aus dem Alpenland. Im Finale stehen sich kontrastierende Rhythmen gegenüber: Triolen und Duolen, 6/8 und 9/8-Takt. Den Sieg trägt eine Csárdás-Melodie davon.
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Stand: 17. Juni 2021. |
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