Jülicher Schlosskonzerte©
Klassische Kammermusik im historischen Ambiente - seit 1979
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Sonderkonzert im Rahmen des Festivals "Klavier entlang der Rur" am
14. November 2021
gefördert von der Bezirksregierung
Das Festival wurde erstmals in 2017 ausgerichtet von unseren Veranstaltungs-Partnern entlang der Rur - von Monschau über Gemünd, Düren, Erkelenz, Hückelhoven und Heinsberg. Da durfte Jülich einfach nicht fehlen!
Michael Rische zählt nicht erst seit den Aufnahmen der Klavierkonzerte von Carl Philipp Emanuel Bach zu der kleinen Gruppe von Musikern, die konsequent mit maßgeblichen Entdeckungen das Musikleben bereichern. Schon die Einspielung der sieben jazz-beeinflussten Klavierkonzerte der 20er Jahre von Antheil, Gershwin, Copland, Schulhoff, Ravel und Honegger hatte in den USA, Europa und Japan für ein begeistertes Echo in den Medien gesorgt. Dabei müssen Entdeckungen einerseits und Standard-Repertoire andererseits nicht unbedingt einen Widerspruch bedeuten. Denn mit den Interpretationen der Klavierkonzerte von Beethoven (Nr. 3 c-moll) und Mozart (Nr. 20 d-moll) ist der Pianist auch hier einen ungewöhnlichen Weg gegangen: Es sind die einzigen Aufnahmen, die dem Hörer die Wahl zwischen Kadenzen aus verschiedenen Epochen bieten. Michael Rische studierte in Düsseldorf bei Max Martin Stein (Klavier) und bei Milko Kelemen (Komposition). Folgenreiche Anregungen kamen von Pierre Boulez und Nicolaus Harnoncourt. Seine Zusammenarbeit mit Dirigenten wie Sylvain Cambreling, Yuri Simonow, Christoph Poppen, Grant Llewellyn, Michael Boder, Wayne Marshall, und Orchestern wie der Staatskapelle Berlin, dem WDR Sinfonieorchester Köln, dem Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin, dem Orchestre National de Belgique, dem Deutschen Symphonie-Orchester Berlin, den Bamberger Symphonikern und dem BBC Symphony Orchestra London hat ihm die Konzertsäle in vielen Ländern geöffnet. Michael Rische war „artist-in-residence“ des Jahres 2007 beim Internationalen Kurt-Weill-Festival in Dessau. Mehr als 20 CDs bei den Weltlabels EMI, Universal, Sony und Hänssler geben über sein Repertoire Auskunft. Die beiden aktuellen Einspielungen entstanden zusammen mit den Berliner Barock-Solisten, dem Kammerorchester der Berliner Philharmoniker. Alexander Kluge hat für sein Kulturmagazin drei Fernseh-Dokumentationen über ihn gedreht. Neben seiner solistischen Tätigkeit lehrt Michael Rische als Professor an der Musikhochschule Köln. Auch in den neuen Medien findet seine Arbeit ihren Niederschlag. So hat z.B. der weltgrößte Streaming-Dienst Spotify für das Concerto Wq. 44 von CPE Bach knapp sechs Millionen Hörer verzeichnet.
Das Programm
(1685-1750) Chromatische Fantasie und Fuge d-moll BWV 903 (1723)
(1756-1791) Adagio h-moll, KV 540 (1788)
Ludwig van Beethoven (1770-1827)
Adagio sostenuto - Allegretto - Presto agitato
(1862-1918)
Reflets dans l‘eau - Hommage à Rameau - Mouvement Pour le piano (1901) Prélude - Sarabande - Toccata
Zum Programm
Johann Sebastian Bach – der einzige Komponist, dessen Name ausschließlich aus „Tönen“ besteht – hat sich nicht erst in seinem letzten (und unvollendeten) Werk, dem Contrapunctus XIX aus der „Kunst der Fuge“, mit der musikalischen Ausdeutung der vier Buchstaben „B-A-C-H“ befaßt. Es finden sich schon im Jahre 1717 Praeludium und Fuge über den Namen Bach (BWV 898) für Klavier, später ein Contrapunctus alla Decima über B-A-C-H (BWV Anh. 109). Bach ist sich also schon früh der musikalischen Symbolik seines Namens bewusst, wie uns der mit Bach befreundete Johann Gottlieb Walther in seinem Musiklexikon aus dem Jahre 1732 versichert. Die berühmte Chromatische Fantasie und Fuge d-moll BWV 903 muss man auch zur Gruppe dieser Kompositionen zählen: Der Beginn des Fugenthemas (a-b-h-c) ist nämlich auf das engste mit „b-a-c-h“ verwandt, da er durch eine Spiegelung an der Mitte der Tongruppe entstanden ist. Das vermutlich 1723 entstandene Werk hat durch seine kühne melodische Diktion und seinen bis dahin nicht gekannten harmonischen Reichtum einst die Zeitgenossen irritiert. Recht schnell wurde daraus aber eine Bewunderung, die bis heute anhält.
Das allein stehende Adagio h-moll gehört zu den ewigen Werten, die Wolfgang Amadeus Mozart uns für Soloklavier geschenkt hat. An nur einem Tag geschrieben, dem 19. März 1788, offenbart der Komponist eine fast zerbrechliche Melancholie aber auch einen untrüglichen Sinn für harmonische Vieldeutigkeiten. Über die Mondschein-Sonate braucht man kaum Worte zu verlieren, ist sie doch die bekannteste Sonate der Musikgeschichte. Vielleicht nur soviel: Der atmosphärische Titel stammt nicht von Ludwig van Beethoven, sondern von dem Dichter Ludwig Rellstab. Die Überlieferung berichtet vielmehr, Beethoven habe das Adagio am Totenbett eines Freundes improvisiert. Schon zu Lebzeiten des Komponisten war diese Sonate außerordentlich beliebt, und daran wird sich - nach menschlichem Ermessen - auch in Zukunft nichts ändern. Nach dem Ereignis des Prélude à l’après-midi d’un faune ging Claude Debussy daran, die neu entdeckten Klangwelten auch für das Klavier zu erobern. Seinen ersten Meilenstein in diese Richtung stellt die dreisätzige Suite Pour le piano dar. Satzbezeichnungen, die uns aus den Bach-Suiten vertraut sind, erfüllt eine neue Vitalität; die motorische Energie von Prélude und Toccata lässt da keinen Zweifel aufkommen. Dabei sollte man nicht vergessen, dass Debussy selbst ein Pianist mit einer viel gerühmten Anschlagskultur war - und damit der Fähigkeit zur feinsten Abstufung. Von der hermetischen Sarabande führt ein direkter Weg zum meditativen Hommage à Rameau, das im Stile einer Sarabande auszuführen ist. Der poetische Zauber der Images überträgt sich unmittelbar auf den Hörer, der wiederum dem Komponisten auf der Suche nach der Seele des Klaviertones folgt. (M. Rische)
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Stand: 23. Mai 2022. |
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