Klangbild aus einer Zeit des Umbruchs vom Mittelalter zur Neuzeit
Musik der
Herzog-Komponisten
Martin
Peudargent
in Jülich
aufgeführt.
Glänzend:
Ensemble Rabaskadol und die Capella 92
Aachen.
Alte Musik auf historischen Instrumenten, beflissentlich
auf "authentische" Musizierpraktiken bedacht, gehört heute zum
musikalischen Alltag. Als jetzt in der Schlosskapelle der Jülicher
Zitadelle 400 Jahre alte, fromme und weniger fromme Gesänge
erklangen, wurde doch mehr geboten als ein Konzert unter vielen.
Ein Jülicher Forscherteam stöberte Originalmusiken auf, die am Hofe
Wilhelms V. entstanden sind, als das Herzogtum Jülich-Kleve-Berg
seine größte Ausdehnung hatte. Federführend war damals der Komponist
Martin Peudargent, dessen bis dahin vergessene Werke in einem
aufwendig edierten Notenband und einer CD-Einspielung rechtzeitig
zur Konzertreihe veröffentlicht wurden.
Musik, die in der Renaissance sowohl die historische Schlosskapelle
in der denkmalsgeschützten Jülicher Zitadelle erfüllte als auch
Schlösser in Düsseldorf und anderen Regionen zwischen dem
Niederrhein und dem Bergischen Land; insofern wurde der Wert aller
drei Konzerte der Reihe in Düsseldorf, Gelsenkirchen-Horst und
letztlich Jülich durch die enge historische Bindung an die
Landschaften noch gesteigert.
Und das, obwohl man mit dem "Ensemble Rabaskadol" und der "Capella
92" zwei Spezialensembles verpflichtete, die ohnehin für hohe
künstlerische Qualität garantierten. Enttäuscht wurde das Publikum
auch nicht. Es entstand ein farbiges Klangbild aus einer Zeit des
Umbruchs vom Mittelalter zur Neuzeit. Das schlägt sich nicht zuletzt
im Instrumentarium nieder, indem man traditionelle Blasinstrumente
wie Zink und Pommer durch damals noch wenig verbreitete Violinen
ergänzte. Ob die Motetten als Instrumental- oder Vokalwerke (oder
gemischt) ausgeführt wurden, blieb den Musikern seinerzeit
freigestellt. Trotzdem war es etwas gewöhnungsbedürftig, dass recht
viele Motetten in Jülich von einem Solo-Sopran mit
Instrumentalbegleitung gestaltet wurden. Das betraf vor allem den
ersten Teil mit geistlicher Musik, dem es nicht nur dadurch ein
wenig an Abwechslung mangelte.
Lebendiger ging es im zweiten Teil zu, in dem auf teils derbe Texte
zurückgegriffen wurde und höfische Tanzmusik die Stimmung anregte.
PEDRO OBIERA
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