Perle der Kammermusik in der Guten
Stube
Jacques Thibaud Ensemble eröffnet mit außergewöhnlichen
Darbietungen die neue Reihe der Schlosskonzerte. Vor 33 Jahren
eingeführt.
Von
Silvia Jagodzinska
Jülich.
Auf den Tag genau 33 Jahre nach Eröffnung der Schlosskonzertreihe
sprach Dr. Rudolph Weitz in der „guten Stube der Stadt Jülich“
einleitende Worte zur neuen Konzertreihe, die mit dem hervorragenden
Jacques Thibaud Ensemble an den Start ging. In stets wechselnden
Besetzungen spielten die vier Gründungsmitglieder Burkhard Maiß
(Violine), Andrei Banciu (Klavier), Eleonore Pameijer (Flöte) und
Bogdan Jianu (Violoncello). Als fünfte preisgekrönte Musikerin
brillierte Hannah Strijbos mit ihrer Viola.
Das einleitende Flötenquartett D-Dur KV 285 von Wolfgang Amadeus
Mozart für Flöte, Violine, Viola und Cello bezeichnete Einstein als
„Perle der Kammermusik, mit einem der schönsten Mittelsätze, die je
für Flöte und Begleitung geschrieben worden sind“. Und das, obwohl
Mozart „die Flöte nicht leiden konnte“. Diese dominierte in allen
drei Sätzen als Kontrast zum Streicherklang.
Romantische Werke
Mit diesem Flötenquartett aus der Klassik stellten die Künstler mit
dem Thema „Mozart und die Romantik“ drei Werke von Komponisten aus
der Romantik gegenüber, nämlich Weber, Schumann und Golestan. Sie
zählten zur ersten Musikergeneration, die Mozart in der
Musikgeschichte einen einmaligen Stellenwert einräumten. Ihr
höchstes und doch unerreichbares Ziel war die Klarheit der Musik
Mozarts.
Mit dem Flötensolo „Atem“ aus der Feder von Konrad Boehmer wagte
sich Flötistin Pameijer an ein zeitgenössisches Stück, nicht ohne
ihrem Publikum in der voll besetzten Schlosskapelle einige
Hintergrundinformationen zu geben: Boehmer schrieb ein Stück für den
niederländischen Flötisten Rien de Reede und ließ sich von dessen
Nachnamen zur Zweitonstruktur „d e“ hinreißen, die als roter Faden
des musikalischen Themas diente.
Das folgende Trio für Klavier, Flöte und Violoncello in g-moll op.
63 in vier Sätzen von Carl Maria von Weber gilt als fester
Bestandteil der Flötenliteratur. Die virtuos geführten,
gleichberechtigten Stimmen der drei Instrumente verschmelzen in dem
Stück zu einer Einheit. Besonders interessant erscheint nach einer
feierlich-langsamen Einleitung im zweiten Thema das „Joho-Tralala-Motiv“
aus dem Jägerchor des Freischütz als Webers Selbstzitat. Der zweite
Satz ist ein dramatischer Schnellwalzer, im dritten variiert der
Komponist die Liedweise zu Eichendorffs berühmten Gedicht „In einem
kühlen Grunde“.
Die zweite Konzerthälfte begann mit dem rumänischen Komponisten Stan
Golestan, der vor wenigen Jahren wiederentdeckt worden ist. Flöte und
Klavier brachten die „Sonatine für Flöte und Klavier“ in vier
spannungsreichen Sätzen in Vollendung zu Gehör.
Letztes Stück und Konzerthöhepunkt war das temperamentvolle
Klavierquartett Es-Dur op. 47 von Robert Schumann, ein Meisterwerk
der Kammermusik. Langsam und geheimnisvoll wird die musikalische
Handlung im ersten Satz schwungvoller und nimmt später dieses
geheimnisvolle Dunkel thematisch wieder auf. Ständig steigert sich
die musikalische Spannung und mündet in fast symphonischer Dichte.
Der dritte Satz gestaltet sich als schwärmerischer Zweiklang
zwischen Cello und Violine. Virtuosität und besondere Präzision
verlangte das Finale mit einem Fugenthema und einem brillanten
Ausklang.
(ptj)
|