Rezension des Konzertabends am
15. Oktober 2017
Beglückender Kammermusikabend
„Cantasia Streichquartett“ genial um eine
Klarinette erweitert. Mozart und
Brahms Garanten anspruchsvoller Musik |
Jülich. Viele fremde Gäste waren in dem ehrwürdigen Raum
der Jülicher Schlosskapelle zu verzeichnen und füllten
so bestens die Lücken, die fehlende Abonnenten
hinterließen. Nicht verwunderlich war dieses Interesse
an diesem Schlosskonzert. Zwei gehaltvolle
Klarinettenquartette standen auf dem Programm, und die
Interpreten sind in der Szene als exzellente Musiker
bekannt.
Das „Catasia Streichquartett“, bestehend aus Angelo Bard
(Violine) Clemens Ratajzcak (Violine), Alexander
Senazhenski (Viola) und Christian Fagerström
(Violoncello) erhebt einen hohen Anspruch. Der Name, den
sie für ihr Ensemble gewählt haben, verspricht in
Anlehnung an das griechische Wort „Katharsis“ Reinigung
und Läuterung. Diese Intention wurde an diesem Abend
voll erreicht.
Wie angeboren
Der Solist des Konzertes an der Klarinette, Harald
Hendrichs, ist nur als Naturtalent zu bezeichnen. Sein
virtuoses Können an diesem Instrument ist scheinbar
nicht erlernt, sondern angeboren. Er verschmilzt mit
seinem Instrument, als wäre es ein Teil von ihm.
Sicherlich Erlerntes und Erübtes wirkt wie angeboren
selbstverständlich.
Feinsinnige Komposition
Mozarts Vorliebe für die Klarinette ist durchaus
bekannt. So beglückte an diesem Abend das Quintett sein
Publikum mit einer besonders feinsinnigen Komposition.
Das Quintett für Klarinette, 2 Violinen, Viola und
Violoncello in A-Dur wurde im September 1789 für einen
mit Wolfgang Amadeus Mozart befreundeten Klarinettisten
geschrieben. Die Musiker entwickelten an diesem Abend
einen dem Werk ureigenen Klangzauber. Die Mischung der
Klangfarben der Instrumente, das Streichquartett mit
seinem homogenen Spiel, und das weiche, innige Spiel des
Blasinstrumentes ergab reizvolle Farbmischungen. Nie
wurde die Klarinette zu dominant, ihre Solo-Rolle ergab
sich ganz natürlich und selbstverständlich, obwohl sie
manchmal auch uneingeschränkt führen durfte.
Gleichberechtigt durften aber auch die Streicher eine
eigene Qualität entwickeln, wunderbar zum Beispiel das
Pizzicato im Cello. Harald Hendrichs musizierte fast
schwerelos. In diesem Werk vermischten sie Mozarts
geniale Schlichtheit und Kunstfertigkeit zu einem wahren
Hörerlebnis.
Mit dem Klarinettenquintett h-moll von Johannes Brahms
kam ein zweites, bedeutendes Werk in dieser Besetzung zu
Gehör. Brahms hat dieses Trio für einen Klarinettisten
geschrieben, dessen Spiel ihn ungemein beeindruckte. Der
Gast dieses Abends ist sicherlich davon überzeugt, dass
der Komponist auch Harald Hendrichs als Interpreten
seines Werkes für würdig befunden hätte. Sein besonders
schöner und weicher Ton, seine brillanten, perlenden
Läufe und die Leichtigkeit seines Spiels hinterließen
einen außerordentlichen Eindruck.
Expansiv und klangsinnlich wurde die Komposition
präsentiert. Individuell ließ jeder Satz in seiner
eigenen Aussage den Zuhörer aufmerksam lauschen.
Kantabel, melodisch, kontrastreich, in Passagen
liedhaft, faszinierte die Gewalt des Werkes.
Die zarte Kantabilität und virtuose Beweglichkeit der
Klarinette führte die genial harmonierenden Streicher im
Zusammenklang zu höchster „Catasia“. Der Variationen
Satz endete in einem ergreifenden Abgesang, der
schmerzlich intensiv berührte.
Großer Applaus
Ein Konzertabend, der alle Erwartungen noch übertraf,
der „Catasia“ erfüllte und zu einem beglückenden
Erlebnis wurde. Großer Applaus für das „Catasia-Streichquartett“
und den Solisten Harald Hendrichs.
(hivi) |