Jülicher Schlosskonzerte©

 

Klassische Kammermusik im historischen Ambiente  - seit 1979

 

 

Ein Klavierabend mit Alexander Krichel findet am Sonntag, 28. April 2024

um 20 Uhr in der Schlosskapelle statt

 

Rezension des Konzertabends am 18. Januar 2015

 

Zwei Bögen, vier Hände, acht Saiten

„The Twilolins“ interpretieren neue zeitgenössische Werke. Eine Musikalische Reise durch verschiedene Länder, Kontinente und Galaxien.

Von unserer Mitarbeiterin Hilde Viehöfer-Emde

 

jülich. Einen Aufbruch in der Konzertszene konnten die Zuhörer bei einem interessanten Schlosskonzert in der Jülicher Schlosskapelle erleben. Das Duo „The Twiolins“, bestehend aus dem Geschwisterpaar Marie-Luise und Christoph Dingler, macht es sich zur Aufgabe, das Repertoire für zwei Violinen durch Kompositionen der Gegenwart zu erweitern. Aus diesem Grund riefen sie 2009 den „Crossover Composition Award“ ins Leben. 90 Komponisten aus über 15 Ländern nahmen an der Ausschreibung teil. Der Wettbewerb erfuhr 2012 eine Neuauflage. Bei dem Konzertabend in der Schlosskapelle wurden unter dem Titel „Sunfire“ ausgewählte Stücke dieses letzten Awards aufgeführt.

Großartige Technik, vollendete Beherrschung des Instrumentes, feinsinniges Musikempfinden und Experimentierfreudigkeit waren die Voraussetzungen, um ein solches Projekt umzusetzen. Wie gut dies den Geschwistern gelungen ist, davon konnte sich das Publikum in Jülich überzeugen.

Erfrischend „anders“ wurde das Programm gestaltet. Das Duo beherrscht das klassische Repertoire für ihre Konstellation in Perfektion. Trotzdem haben die beiden den Mut, einen ganzen Abend der internationalen zeitgenössischen Musik zu widmen.

In heiterer Stimmung

Unter dem Titel „Sunfire“ wurden Werke von elf Komponisten vorgestellt, die in meist heiterer Stimmung von fremden Ländern, Kontinenten und Galaxien erzählten. Oft wurden Elemente der Programmmusik verwendet. Bei den „Schienen-Kapriolen“ waren das Anlaufen, die Arbeitsgeräusche und Signaltöne einer Dampflok deutlich zu hören.

Mit virtuoser Beherrschung der Instrumente, aber auch großem schauspielerischen Talent präsentierte das Duo den Zuhörern „A fly‘s life and decline“, das Leben und Sterben einer Fliege, das sie bis zum bitteren Tod durch die Fliegenklatsche verfolgen konnten.

Aber auch die leisen Töne wurden in poetischen Werken gefunden. „Doch Laub und Wolken unter Nacht“ war ein schönes Beispiel. Getragen, besinnlich in der Eingangsmelodie, entwickelt sich in Eigendynamik eine gefühlsstarke Aussagekraft, die sich zu dramatischer Aufregung steigerte, später aber zur Ruhe zurückkehrt.

Das Publikum wurde auf eine Reise durch Länder, Kontinente und Galaxien entführt. Paris als Stadt der Liebe wartete mit „La Petite Valse“, einer leicht beschwingten, fein ausgespielten Melodie mit Pizzicato Begleitung.

Shakespeare-Rap

In England musste der gute alte Shakespeare für einen Rap herhalten, verpackt in eine Mischung aus mittelalterlichen Klängen und Heavy Metall, ein gelungener Mix aus Zeiten und Stilen im „Sonnet Nr. 5“.

Virtuose Kunststücke folgten bei dem Imitieren indischer Instrumente und Nachempfinden der Klänge indischer Musik. Sphärische Klänge aus dem Weltraum entführten in ferne Galaxien, Tango und Samba betörten durch heiße Rhythmen, der Orientexpress zog seine beschaulichen Bahnen, bei einer Fahrt auf dem Highway erahnten die Zuhörer den Geschwindigkeitsrausch in der großen Weite Amerikas.

Ausstrahlung, Experimentierfreudigkeit, virtuoses Können, Vielseitigkeit und große Bühnenpräsenz fanden in „The Twiolins“ einen Namen. Marie-Luise und Christoph Dingler boten einen äußerst interessanten Konzertabend, der mit viel Applaus honoriert wurde.

„The Twiolins“ spielten Werke der Komponisten: Johannes Söllner, Tonio Geugelin, Sophie Pope, Judit Varga, Jonathan Russel, Hans-Günter Allers, Franz Cibulka, Benedikt Brydern, Sebastian Sylla, Aleksey Igudesman und Ewelina Nowicka.

(hivi)