Streichkonzerte meisterlich interpretiert
Das Merel Quartett beweist seine hohe Virtuosität beim begeisternden
Gastspiel in der Schlosskapelle. Die Intensität der Musik fordert
das Publikum.
Von Hilde-Viehöfer-Emde
jülich. Höchste Konzentration wie auch großen körperlichen
Einsatz erforderte das Programm des Schlosskonzertes von den
Musikern des Merel Quartetts aus der Schweiz. Aber die Intensität
der Musik forderte auch das Publikum. Doch die Dichte der Werke und
die Faszination, die das engagierte und bewegende Spiel der Musiker
ausstrahlte, machten das dreistündige Konzert zu einem echten
Erlebnis.
Das Quartett gründete sich 2002 in Zürich mit Mary Ellen Woodside
(Violine), Manuel Oswald (Violine), Alessandro D´Amico (Viola) und
Rafael Rosenfeld (Violoncello). Mit der Programmzusammenstellung des
Konzertabends in der Schlosskapelle bewiesen sie ihre Vielseitigkeit
und Flexibilität in der Interpretation der Werke verschiedener
Epochen und Stilrichtungen.
Das Streichquartett C-Dur von W. A. Mozart gehört zu der zweiten
Gruppe von Werken in dieser Besetzung, die stark unter dem Eindruck
der Kompositionen Haydns stehen. Sie sind kammermusikalisch
anspruchsvoll ausgereift, bestechen durch Kontrastwirkungen und
deklamierende Affektmotivik. Das aufgeführte Streichquartett C-Moll
wird auch „Dissonanzen Quartett“ genannt, hergeleitet aus seiner
ungewöhnlichen, langsamen Einleitung. Der chromatische Grundton
beherrscht das ganze Werk. Motivisch-melodische Kunst macht den
Charme der fantasievollen Komposition Mozarts aus. Die
melancholische Innerlichkeit des Andantes ließen die Musiker in
poetischem Klangzauber aufblühen.
Klassizistische Elemente
Kontrast bot das Streichquartett Nr. 6 von Béla Bartok, sein letztes
in Europa vor der Emigration geschriebenes Werk. Die Komposition
gehört mit ihren klassizistischen Elementen zu seiner letzten
Schaffensperiode. Der musikalische Ausdruck der Folklore wurde von
Bartok absorbiert. Durch komplizierte Rhythmik erhält seine Musik
innere Spannung. Seine neue Klangsprache erlebten die Zuhörer bei
einem virtuosen Zusammenspiel der Musiker.
Höchste Anforderungen an die Musiker stellte auch das
Streichquartett in F-Dur von Ludwig van Beethoven. Dieses
umfangreiche Werk von fast doppelter Länge der üblichen
Aufführungszeit ist Zeichen seiner Neigung zum Monumentalen auch in
der Kammermusik und einer Fülle von gesanglich melodischen Themen.
Das Allegretto mit seiner fantasiereichen, überraschenden Tonsprache
hat die Elemente des Tanzsatzes und besticht durch eine melodiöse,
kapriziöse Linie. Die klagende Tragik des Adagio löst sich im „Thème
russe“ des Finales.
Die Musiker des Streichquartettes bestachen durch solistisches
Können, empfindsame Interpretationen und durch ein Zusammenspiel
voller Harmonie. Ihre persönliche Begeisterung für die Musik ließ
den Funken leicht auf das Publikum überspringen.
Der begeisterte Applaus motivierte trotz der Länge des Konzertabends
noch zu einer Zugabe.
(hivi)
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