Jülicher Schlosskonzerte©

 

Klassische Kammermusik im historischen Ambiente  - seit 1979

 

 

Ein Klavierabend mit Alexander Krichel findet am Sonntag, 28. April 2024

um 20 Uhr in der Schlosskapelle statt

 

 

Samstag, 22. Februar 2020, 20 Uhr

 

Bartholdy-Streichquintett

 

 

 

Anke Dill - Violine

Ulf Schneider - Violine

Gustav Rivinius - Violoncello

Barbara Westphal - Viola

Volker Jacobson - Viola

 

 

Im Mendelssohnjahr 2009 entstand bei einem gemeinsamen Konzert der fünf prominenten Musiker der Wunsch, ein Streichquintett in fester Besetzung zu gründen. Üblicherweise werden Gäste von einzelnen Streichquartetten eingeladen, die dann punktuell zusammen musizieren. Feste Formationen führen im Konzertleben eher ein Schattendasein. Zudem stellte sich bei Durchsicht der Literatur heraus, dass es außer dem bereits bekannten Repertoire wahre Perlen herausragend schöner Werke gibt, die so gut wie nie in Konzerten zu erleben sind.

Dieses zu ändern, haben sich die fünf Künstler, die sich bereits über viele Jahre kennen, auf die Fahne geschrieben. Der Vorteil liegt auf der Hand: die langjährige kammermusikalische Erfahrung der einzelnen Mitglieder fließt in die gemeinsame, kontinuierliche und intensive Arbeit ein und ermöglicht so Interpretationen größter Homogenität und Virtuosität.

Zusätzlich eint die Musiker des Bartholdy Quintetts die Lust auf Neues. Sie wollen einen eigenen Beitrag zur Entstehung Neuer Musik leisten und sie so dem Publikum nahe bringen. Daher hat das Quintett 2010 einen Kompositionsauftrag an den jungen Lübecker Komponisten Robert Krampe vergeben, die im April 2011 ihre Uraufführung erlebte und im Mai beim Münchner Debüt-Konzert in der Allerheiligen-Hofkirche dem Publikum vorgestellt wurde.

Ulf Schneider studierte bei Jens Ellermann, Felix Galimir und Thomas Zehetmair. Er war 1. Preisträger des Hochschulwettbewerbs in Berlin (1993) und wurde mit dem Kunstpreis der Stadt Kassel ausgezeichnet. 1991 gründete er das Trio Jean Paul, das bei den internationalen Kammermusikwettbewerben in Osaka (1993) und Melbourne (1995) sowie beim Deutschen Musikwettbewerb in Bonn (1995) jeweils mit ersten Preisen und zahlreichen Sonderpreisen ausgezeichnet wurde. Eine Vielzahl von Rundfunk- und CD-Aufnahmen dokumentieren seine musikalischen Interessen und die künstlerische Vielseitigkeit. 2001 wurde er als Professor an die Hochschule für Musik und Theater in Hannover berufen.

Anke Dillin Stuttgart geboren, studierte Violine bei Nora Chastain, Shmuel Ashkenasi, Yair Kless und Donald Weilerstein. Die mit zahlreichen Preisen ausgezeichnete Geigerin konzertiert als Solistin und Kammermusikerin in verschiedensten Besetzungen in ganz Europa, Japan, China und Amerika. 2004 wurde sie auf eine Professur für Violine an die Staatliche Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Stuttgart berufen. Zudem gibt sie in Lenk (Schweiz), Radolfzell und Kirchheim Meisterkurse für Violine. 

Volker Jacobsen studierte an der Musikhochschule Lübeck bei Prof. Barbara Westphal. Schon früh beschäftigte er sich intensiv mit Kammermusik und gründete 1989 das Artemis Quartett, dem er bis 2007 angehörte. Nach ersten Preisen beim ARD-Wettbewerb und dem Premio Paolo Borciani entwickelte Volker Jacobsen als Quartettmitglied eine herausragende Karriere, die ihn auf alle großen internationalen Podien führte. Es entstanden CDs sowie zwei Filme des Regisseurs Bruno Monsaigeons. Durch zahlreiche Preise wurde diese Arbeit ausgezeichnet. Er war Professor für Kammermusik an der Universität der Künste Berlin sowie der Chapelle musicale Reine Elisabeth in Brüssel. Seit 2007 bekleidet er eine Professur für Viola an der Hochschule für Musik und Theater Hannover.

Barbara Westphal studierte bei Itzhak Perlman und Michael Tree (Guarneri Quartett).  Sie ist ARD Preisträgerin für Solo-Bratsche  sowie Busch Preisträgerin. Von 1978 bis 1985 war sie als Mitglied des Delos Quartetts (USA) erste Preisträgerin beim Internationalen Wettbewerb für Streichquartett in Colmar (Frankreich, 1981), mit dem sie nicht nur international konzertierte, sondern auch viele Radioaufnahmen und Schallplatten einspielte. Als Solistin und Kammermusikerin konzertiert sie weltweit. Barbara Westphals zahlreiche Soloaufnahmen dokumentieren ihr Können und ihre Vielseitigkeit. Sie ist Professorin an der Musikhochschule Lübeck.

Gustav Rivinius wurde 1990 als bisher einziger deutscher Musiker mit dem 1. Preis und der Goldmedaille des Internationalen Tschaikowsky Wettbewerbs in Moskau ausgezeichnet. Seither konzertiert er mit zahlreichen renommierten Orchestern im In- und Ausland. Neben seinen Soloauftritten widmet sich Gustav Rivinius leidenschaftlich der Kammermusik. Er musiziert regelmäßig mit Kollegen wie Lars Vogt, Christian Tetzlaff, Antje Weithaas und Sharon Kam. Er gründete das Trio Gasparo da Salò, das Bartholdy Streichquintett und das Tammuz Piano Quartet. Neben der Interpretation des Standardrepertoires widmet sich der Künstler intensiv der zeitgenössischen Musik. Gustav Rivinius hat eine Professur an der Hochschule für Musik Saarbrücken inne. 

 


Das Programm 

 

Ludwig van Beethoven

(1770 - 1827)

Streichquintett Nr. 3 c-moll, op. 104 (1817)

Allegro con brio

Andante cantabile con Variazioni

Minuetto. Quasi allegro

Finale. Prestissimo 

 

 

Brett Dean

(*1961)

«Epitaphs» für Streichquintett (2010)

 

 

- Pause -

 

Johannes Brahms

(1833 - 1897)

Streichquintett Nr. 2 G-Dur, op. 111 (1891)

Allegro non troppo, ma con brio

Adagio

Allegretto

Allegro assai

 


Zum Programm

 

Das Streichquintett c-moll von Ludwig van Beethoven ist die Bearbeitung seines frühen Klaviertrios c-moll op. 1 Nr. 3. Die Ausdehnung der Sätze, die langen Durchführungs- und Coda-Abschnitte sowie der Scherzo-artige Duktus der Tanzsätze zeigen bereits den jungen Beethoven auf neuen Wegen.
Das dramatische Kopfmotiv des ersten Satzes im Unisono wird abgelöst durch eine zarte, melodiöse Antwort der Geige. Das Andante nutzt die für Beethoven typische Form der Variationen, das Menuett wandelt sich zum Scherzo, und der letzte Satz wird zum sprühenden Finale. Das Trio ist, wie der Musikwissenschaftler N. Fortune meinte, unter Beethovens „schöpferischen Leistungen dasjenige Werk, das am meisten Epoche gemacht hat: Durch die Ausweitung zu einem groß angelegten dramatischen Ablauf, verdichtet durch die Art des musikalischen Materials, durch ein kraftvolles Spiel der Kontraste und mitreißenden Schwung.“

 

Dichte, paarweise dialogisierende Satzstrukturen und ein abgedunkelter Gesamtklang haben schon Mozart, Schubert und Brahms an der Gattung des Streichquintetts fasziniert. Sich in diese Tradition stellend, schuf der Komponist und Bratschist Brett Dean mit "Epitaphs" zugleich eine Hommage an fünf jüngst verstorbene Künstlerfreunde, denen je ein Satz des 20-minütigen Werkes gewidmet ist.

Uraufgeführt wurde das Stück beim Cheltenham Festival 2010 durch Dean und das Australian String Quartet. Im Einzelnen sind dies die preisgekrönte australische Dichterin Dorothy Porter; die mit 46 Jahren verstorbene australische Rechtsanwältin und Autorin Lyndal Holt; der mit 54 Jahren verstorbene Jan Diesselhorst (Mitglied der zwölf Cellisten der Berliner Philharmoniker und Cellist im Philharmonischen Streichquartett); die ausgebildete Pianistin und Mäzenin Betty Freeman, die seit 1972 Portrait-Fotografien von Komponisten machte und deren Wirken Esa-Pekka Salonen zufolge tiefgreifende „Auswirkungen auf unsere Kunst und Kultur gehabt habe“; schließlich der britische Dirigent Richard Hickox, der vor allem als Spezialist für Barock-Opern bekannt war.

 

Mit seinem 2. Streichquintett in G-Dur op. 111 wollte Johannes Brahms sein Schaffen im Sommer 1890 eigentlich beenden. Glücklicherweise folgten diesem Werk aber doch noch weitere, wie z.B. sein berühmtes Klarinettenquintett.

Vom geradezu überschwänglichen Hauptthema des ersten Satzes abgesehen ist die Atmosphäre des Quintetts von zarteren Stimmungen geprägt, die von sanfter Resignation bis hin zu tiefer Trauer reichen. Eine Art melancholischer Heiterkeit und  Fröhlichkeit mischen sich in  dieses vielleicht kontrastreichste seiner Streicherwerke. So rauschend und voller Elan das erste Thema im Cello erklingt, so schnell macht es der zweiten Themengruppe Platz. Sie gehört in die Welt von Brahms‘ verehrtem Freund Johann Strauss. Das Thema besteht aus zwei Wiener Walzern. Den ersten stimmen die Bratschen an, der zweite, süßere liegt in den Geigen. Dabei sind die Taktakzente so raffiniert verschoben, dass hinter den Melodien des Walzerkönigs der Rhythmiker Brahms zum Vorschein kommt. Das “wunderbar knappe Adagio” (Joseph Joachim) gehört zu den tiefsten Sätzen in seiner Kammermusik. Das Un poco-Allegretto des dritten Satzes ist “all ongarese” geschrieben; sein g-moll-Hauptteil verkehrt die Klage des Adagios in zarte Wehmut. Das Finale beginnt mit einem aufgeregten Bratschenduett.  Erst mit dem Einsatz der Geigen in strahlendem G-Dur und im Duktus eines ungarischen Volkstanzes wird der eigentliche Sinn des Satzes deutlich: er ist eine Huldigung an den ungarischen Csárdás.  Als zweites Thema mischt sich eine gleichsam schlendernde Melodie ein, die Brahms dem Finalthema seines 2. Klavierkonzerts nachempfunden hat. Am Ende erhebt sich der Humorist Brahms  über die tiefen Schatten der Mittelsätze.

 

 

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Stand: 27. Februar 2020.