5. Oktober 2025
Minguet Quartett
Das Minguet Quartett – gegründet 1988 – zählt heute zu den international gefragtesten Streichquartetten und gastiert in allen großen Konzertsälen der Welt, wobei seine so leidenschaftlichen wie intelligenten Interpretationen für begeisternde Hörerfahrungen sorgen – „denn die Klang- und Ausdrucksfreude, mit der das Ensemble die Werke zur Sprache bringt, belebt noch das kleinste Detail“ (Frankfurter Allgemeine Zeitung). Namenspatron ist Pablo Minguet, ein spanischer Philosoph des 18. Jahrhunderts, der sich in seinen Schriften darum bemühte, dem breiten Volk Zugang zu den Schönen Künsten zu verschaffen: Das Minguet Quartett fühlt sich dieser Idee mehr denn je verpflichtet.
Das Minguet Quartett war 2024 zum siebten Mal Gast bei den Salzburger Festspielen, nachdem es dort bereits 2004 debütierte. 2025 konzertiert das Ensemble u.a. im Robert-Schumann-Saal Düsseldorf, Diligentia Theater Den Haag und in der Fruchthalle Kaiserslautern, bei den Raderbergkonzerten des Deutschlandfunk Köln, der Société de Musique Contemporaine Lausanne, beim Bodenseefestival und Schwetzinger Mozartfest.
Highlights des Jahres 2024 waren: Wiener Konzerthaus, Festspielhaus Baden-Baden, Ludwigsburger Schlossfestspiele, Tonhalle Düsseldorf, Festspiele Europäische Wochen Passau, Schleswig-Holstein Musik Festival, Flagey Brüssel Klarafestival und Fundação Calouste Gulbenkian Lissabon. Projekte in 2022 & 2023 umfassten u.a. Konzerte im Prinzregententheater München, Gewandhaus zu Leipzig, in der Meistersingerhalle Nürnberg, der Alten Oper Frankfurt, bei L’association Pour l’Art Lausanne, den Meister- und Kammerkonzerten Innsbruck, dem Schumannfest Düsseldorf, der Fondazione Prometeo Parma und dem Festival Spinacorona Napoli.
Vorangegangene Spielzeiten führten das Ensemble in die Kölner und Berliner Philharmonie, Elbphilharmonie Hamburg, Library of Congress und International Gallery Washington DC, das Konzerthaus Berlin, Wiener Konzerthaus, Concertgebouw Amsterdam, De Doelen Rotterdam, BOZAR Music Brüssel, Théâtre des Abbesses Paris, Lincoln Center New York, SouthBank Centre London und The University of Hong Kong, zum Festival d’Automne Paris, Grafenegg Festival, Beethovenfest Bonn, Mozartfest Würzburg, Internationalen Brucknerfest Linz, Rheingau Musik Festival, Tongyeong International Music Festival Korea, zu den Festspielen Herrenchiemsee, Schwetzinger Festspielen, zur Kammermusikwoche Schloss Elmau und Internationalen Stiftung Mozarteum Salzburg sowie zu weiteren Festivals und in große Konzertsäle innerhalb Europas, in Japan, Mittel- und Südamerika, Kanada und den USA.
Das Minguet Quartett konzentriert sich auf die klassisch-romantische Literatur sowie die Musik der Moderne gleichermaßen und engagiert sich durch zahlreiche Uraufführungen für Kompositionen des 21. Jahrhunderts. Begegnungen mit bedeutenden Komponisten unserer Zeit inspirieren die vier Musiker zu immer neuen Programmideen. Die erstmalige Gesamtaufnahme der Streichquartette von Wolfgang Rihm, Peter Ruzicka und Jörg Widmann zählen zu den bedeutenden Projekten, fortgesetzt durch die Tondokumentation des monumentalen 2. Streichquartetts von Manfred Trojahn und eine Portrait-CD der Komponistin und OPUS KLASSIK 2023-Preisträgerin Konstantia Gourzi beim Label ECM. Ein Höhepunkt der letzten Jahre war die Aufführung von Karlheinz Stockhausens Helikopter-Streichquartett im Rahmen eines Konzeptes des Dirigenten Kent Nagano.
Im Mittelpunkt der Programmgestaltung der Jahre 2024 und 2025 stehen die runden Geburtstage von Anton Bruckner, Josef Suk, Arnold Schönberg, Luigi Nono, Luciano Berio, Toshio Hosokawa und Maurice Ravel.
Aktuelle Partner des Minguet Quartetts sind u.a. die Sopranistin Anna Prohaska, die Pianisten Alexander Krichel, Gülru Ensari und Herbert Schuch, das Piano-Duo Yaara Tal & Andreas Groethuysen, der Klarinettist Matthias Schorn, die Geigerin Ioana Cristina Goicea, der Bratschist Matthias Buchholz, der Cellist Jens Peter Maintz sowie der Schauspieler Sabin Tambrea.
Als Solistenquartett musizierte das Ensemble mit dem WDR Rundfunkchor, den Rundfunksinfonieorchestern DSO, des SR, hr, WDR und ORF sowie dem Brucknerorchester Linz und den Nürnberger Symphonikern unter den Dirigenten Jukka-Pekka Saraste, Markus Stenz, Peter Ruzicka und Ilan Volkov.
Mit der CD-Gesamteinspielung der Streichquartettliteratur von Felix Mendelssohn Bartholdy, Josef Suk, Heinrich von Herzogenberg und Emil Nikolaus von Reznicek präsentiert das Minguet Quartett seine große Klangkultur und eröffnet dem Publikum die Entdeckung eindrucksvoller Musik der Romantik. 2022 erschien die vollständige Aufnahme der Werke für Streichquartett von Walter Braunfels und eine CD mit Klavierkammermusik von Ferdinand Hiller, 2023 folgte Musik von Heinrich Kaminski in Kombination mit dem einzigartigen Streichquartett von Glenn Gould. In den kommenden Jahren wird das Minguet Quartett u.a. Werke von Alberto Evaristo Ginastera und das Streichquartett von Maurice Ravel auf CD vorlegen.
2010 wurde das Minguet Quartett mit dem ECHO Klassik sowie 2015 mit dem renommierten französischen Diapason d’Or des Jahres ausgezeichnet, 2020 erhielt es das Stipendium RELOAD der Kulturstiftung des Bundes. Als relevanter Kulturträger wurde das Minguet Quartett 2022 ausgewählt, in Kooperation mit NEUSTART KULTUR – Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien sein Projekt EifelKlang zu realisieren. 2024 war das Ensemble Schönberg150-Botschafter und Mitglied des künstlerischen Ehrenkomitees des Arnold Schönberg Center Wien. Langjähriger und regelmäßiger Kooperationspartner des Minguet Quartetts für zahlreiche innovative Projekte im In- und Ausland ist die Kunststiftung NRW.

Das Minguet Quartett am 5.10.2025 in Jülich
Die Werke
Wolfgang Amadeus Mozart (1756 – 1791)
Streichquartett Nr. 19 KV 465 in C-Dur „Dissonanzenquartett“
Jörg Widmann (*1973)
Streichquartett Nr. 2 „Choralquartett“ (2003)
– Pause –
Johannes Brahms (1833 – 1897)
Streichquartett op. 51/1
Zum Programm
Ein Höhepunkt in Mozarts Kammermusik ist das sogenannte „Dissonanzenquartett“, dessen langsame Einleitung die Kunst des chromatischen Vorhalts, das Changieren zwischen Dur und Moll ins Extrem treibt. Gestrenge italienische Zeitgenossen wie der Opernkomponist Giuseppe Sarti nahmen daran Anstoß. Sie sahen in dieser langsamen Einleitung eine einzige Ansammlung von Regelverstößen gegen den „reinen Satz“ oder glaubten gar an Fehler beim Setzen der Noten. Tatsächlich handelt es sich aber nur um eine Folge von besonders gewagten Vorhalten über dem langsam pochenden Bass, die sich jeweils überraschend in einen Mollakkord auflösen – Vorbote des Dualismus zwischen Dur und Moll, der das ganze Quartett prägt.
Jörg Widmann, Professor für Klarinette an der Freiburger Musikhochschule, ist
weltweit als Solist und erfolgreicher Komponist bekannt. Über sein „Choralquartett“ sagt Widmann: „Auf das sehr heterogene erste Streichquartett habe ich mit dem in sich kreisenden zweiten Quartett geantwortet – eine fast autistische, rätselhafte Musik, die nur Fragezeichen an die Wand malt. Es ist ein einziger langsamer Satz. Das Stück bezieht sich an keiner Stelle konkret auf Joseph Haydns «Sieben letzte Worte», wäre aber ohne das Wissen um dieses Werk undenkbar. Die Haydn’sche Satzfolge von ausschließlich (bis auf das abschließende Erdbeben) langsamen Sätzen ist nach wie vor von schockierender Eindringlichkeit. Noch verstörender ist für mich das gelassene zuversichtlich-heitere Annehmen des Todes bei Haydn (das «Lächeln» der A-Dur-Pizzicato-Terzen!). Bei der Beschäftigung mit der Kreuzigungsthematik waren für mich der «Weg», der «letzte Gang» die entscheidenden Begriffe. Mein Stück beginnt am Ende eines Weges. Es sind lauter letzte Klänge, die nirgendwoher kommen und nirgendwohin führen. Das entsetzliche Reiben und Schmirgeln von Haut auf Holz wird zum Thema gemacht und durch Stille verbunden mit tonal Choralhaftem. Mich interessiert daran, wie im Verlauf des Stückes Geräusch nicht mehr für Desolates, und Tonales nicht mehr für Zuversicht steht.“
Brahms fühlte sich dem hohen Anspruch der Streichquartett-Gattung erst nach
20jährigen Vorarbeiten gewachsen. Robert Schumann hatte zwar schon 1853 der
Musikwelt Streichquartette des jungen Hamburgers angekündigt, die „verschleierte
Sinfonien“ seien, doch der Komponist vernichtete diese wie alle anderen Jugendquartette.
Insgesamt hat er nach eigenen Angaben 20 frühe Streichquartette zerstört, bevor er 1873 sein erstes Opus mit zwei Quartetten publizierte. Schönberg analysierte die Quartette in einem Aufsatz und führte unter anderem den Kopfsatz des c-Moll-Quartetts auf ein einziges kurzes Motiv zurück, aus dem alle Themen des Satzes durch Techniken wie Vergrößerung, Umkehrung etc. ableitbar seien. So komplex solche Analysen auf den unbefangenen Konzertbesucher wirken mögen, so notwendig sind sie doch gerade zum Verständnis der Streichquartette von
Brahms. Denn deren enge motivische Verzahnung und kompakte Satztechnik
erschließen sich erst dem analytischen Hören. Der Biograph Heinrich Reimann
berichtete, man habe „an Brahms‘ Quartetten häufig getadelt, dass er über das Maß
dessen, was vier einzelne Instrumente an Kraft und Klangfülle leisten können,
hinausgehe, dass er unverhältnismäßige Mittel aufwende, und doch nicht die
beabsichtigte Wirkung erziele … Dafür bietet er reichen Lohn demjenigen, der ihm
auf diesem beschwerlichen Wege gefolgt ist, sei er ausübender Künstler oder
zuhörender Laie.“
Ulrich Isfort, 1. Violine
Annette Reisinger, 2. Violine
Aida-Carmen Soanea, Viola
Matthias Diener, Violoncello