20. März 2022
Oreade Streichtrio
Das in Zürich beheimatete Trio Oreade erweckt mit seinem spannenden Spiel die Meisterwerke der Wiener Klassik ebenso zum Leben wie die virtuose Musik der frühen Moderne und der Neuzeit. Das Ensemble wurde beim Internationalen Wettbewerb für Streichtrio in München 2012 mit dem 1. Preis ausgezeichnet. Weitere 1. Preise gewann es 2014 beim Wettbewerb der August-Pickhard-Stiftung Basel und 2001 beim Kiwanis-Wettbewerb Zürich.
Das Trio Oreade studierte von 2013-2015 bei Rainer Schmidt (Hagen-Quartett) in Basel. Weitere wichtige künstlerische Impulse bekam das Ensemble u.a. von Ferenc Rados, Heinrich Schiff und Giovanni Antonini.
Seit 2017 konnte das Trio dank der Stradivari-Stiftung Habisreutinger auf drei wertvollen, ca. 300 Jahre alten Instrumenten von Antonio Stradivari spielen. Die Bratsche Gibson, das Cello De Kermadec-Bläss und die Geige King George. Bratsche und Cello sind inzwischen „weitergezogen“, die Geige King George leiht dem Trio immer noch ihren unvergleichlichen Klang.
Im Dezember 2018 erfüllten sich die drei Musikerinnen einen Traum und nahmen mit den drei Stradivaris ihre zweite CD mit Mozarts Divertimento KV 563 beim Label Ars-Produktion auf.
„… ein eingeschworenes Team, das die Leichtigkeit des Tonfalls, die intelligente Heiterkeit von Mozarts Erfindungsgabe hervorragend umsetzt, ohne die plötzlichen Stimmungsumschwünge ins Melancholische zu überspielen…“ (M. Roth, Das Orchester, 12/19)
„…präzise gestaltet in jedem Detail, ausgefeilt, vibrierend, hochkonzentriert, gespannt“ (E. Weber, 8/19 concerti.de)
„Tanzende Klänge“, das aktuelle Programm des Trio Oreade, das in die Beine fährt.
Warum tanzte Ludwig der XIV. gerne zwölf Menuette hintereinander? Warum vergleicht ein Musiklehrer zu Mozarts Zeiten das Menuett seines Schülers mit einer Füllung Pfeifentabak? Wussten Sie, dass Mozarts erste Komposition als 4-jähriger ein Menuett war? Kennen Sie den Tanz, der in Wien so viel getanzt wird und direkter Nachfahre des Menuetts ist? Lebt das Menuett noch heute?
Diese und andere Fragen beantworten wir Ihnen auf unserer gemeinsamen musikalischen Reise durch drei Jahrhunderte. Sie werden vom Drama – und dem Witz – der in diesem kleinen Tanz stecken kann, begeistert sein.
Nach dem leichtfüßigen Pariser Charme von Jean Françaix’ Streichtrio setzen wir über nach Buenos Aires, und spielen die bekannten Tangos „Winter“ und „Frühling“ aus den Vier Jahreszeiten von Astor Piazzolla, der im Jahr 2021 einhundert Jahre alt geworden wäre.
Der Auftritt des deutsch-schweizerischen Ensembles war schon für den 22. März 2020 vorgesehen. Es war dies das erste Jülicher Schlosskonzert, wir wegen der gerade beginnenden Corona-Pandemie absagen mussten…
Die Werke
(Die Bratschistin Ursula Sarntheim moderiert..)
Jean Philipp Rameau (1683-1764)
Premier Menuet de Castor et Pollux (1737)
(Arr. U.Sarnthein)
Florian Leopold Gassmann (1729-1774)
Menuett aus Divertimento C-Dur 2´
Franz Schubert (1797-1828)
aus Streichtrio D 581 (1817)
3. Satz Menuett
Ludwig van Beethoven (1770-1828)
Streichtrio op. 3 Es-Dur, Menuett
Streichtrio op. 9/3 c-moll, Scherzo (1797)
Volkmar Andreae (1879-1962)
II: Allegretto: Streichtrio d-moll op. 29 (1917)
Johann „Zwickerl“ Mayer
„Schnofler Tanz“ Wiener Musik (1845)
(Arr. U.Sarnthein)
György Kurtág (*1926)
Pizzicato-Walzer
2. Teil:
Jean Françaix (1912-1997)
Trio à Cordes (1933)
I. Allegretto vivo
II. Scherzo
III. Andante
IV. Rondo. Vivo
Astor Piazzolla (1921-1992)
Invierno Porteño (Winter in Buenos Aires)
(Arr. T.Mifune/U.Sarnthein)
Primavera Porteña (Frühling in Buenos Aires)
(Arr. T.Mifune)
Programm
Die drei „Versuche” für Klaviertrio sind seit ihrer Uraufführung Anfang der 1980er Jahre Klassiker der neuen Kammermusik geworden. Wolfgang Rihm ist sich der „Fremdheit” seiner kammermusikalischen „Szenen” völlig bewusst – insbesondere der des zweiten Trios, das den Titel „Charakterstück” trägt und an Schumann gemahnt. Der Komponist warnt: „Die fremde Zunge spricht Eigenstes, kein Ton ist zitiert, in den ‚Ton‘ wird gefallen, gestürzt.” – Schon im ersten Trio scheint die Geschichte der Gattung hinter einem Schleier präsent zu sein, mit typisch Rihm’schen Gesten, mit seiner Impulsivität, mit den charakteristischen obsessiven Repetitionen, den nachdenklichen, meditativen Momenten. Das „Charakterstück” ist voll mit Überraschungen, der Komponist lädt den Hörer auf eine surreale Reise ein. Der Anfang des dritten Trios ist fragmentarisch, verträumt, mit Pausen zwischen den Fragmenten. Die Tradition scheint in den Hintergrund getreten zu sein. Nach etwa drei Minuten jedoch kehrt sie zurück, diesmal mit Beethoven’schen und vielleicht Brahms’schen Gesten und Quasi-Zitaten. Im Laufe des Werks wird die Musik sozusagen „verrückt”, Rihm scheint mit der Tradition zu spielen, lenkt die Musik in Bahnen, die überraschen und faszinieren. (Bálint Varga)
Robert Schumanns Trio d-moll (1847) war ein Geburtstagsgeschenk für seine Frau Clara. Der erste Satz ist von düsterer Dramatik geprägt. Leidenschaftlich, doch noch verhalten drängt sich das Thema in der Violine empor. Rhythmische Motive werden zusammen mit dem melodischen Thema der Durchführung verarbeitet, bis eine Überleitung zu einer völlig neuen Szenerie führt: ein geisterhaft wirkendes Motiv, von den Streichern „sul ponticello“ gespielt, gläsern hell vom Klavier begleitet. Es ist die Ruhe vor dem Sturm der Reprise und der dramatischen Coda. Das Scherzo wirkt skurril. Unruhe und Spannung herrschen in dem lebhaften, punktierten Galopp-Thema, in dem Klavier und Streicher einander nachjagen. Der langsame Satz ist ein versteckter Variations-Satz, in dem die kühne, fast modern anmutende Harmonik und Rhythmik erschütterndes Zeugnis ablegen von Schumanns innerer Zerrissenheit und Schwermut. Diese düstere Stimmung wird im unmittelbar anschließenden jubelnden Schluss-Satz hinweggefegt.
Franz Schuberts B-Dur-Trio op. 99 gehört zu den bedeutendsten Werken der Klaviertrio-Literatur. Schon für Robert Schumann gingen die beiden späten Klaviertrios von Schubert “wie eine zürnende Himmelserscheinung” über das damalige Musiktreiben hin.
Es wechselt zwischen Energie (gleich zu Beginn) und melodischer Lyrik (im Andante), zwischen lockerer Heiterkeit (Scherzo) und wienerischem Charme (Finale). Dass Schubert im Spätwerk gerade im Formalen bewusst eigene Wege ging, wird in diesem Werk besonders deutlich. So hat er seine eigene Frage, wer nach Beethoven noch etwas zu schaffen vermöge, mit diesem Werk selber beantwortet: in der formalen Vielfalt, der Andersartigkeit der Themengestaltung und deren Verarbeitung, d.h. in der oft bewussten Abkehr von übermächtigen Vorbildern. Das Andante ist dem Et Incarnatus der wenig später komponierten Es-Dur-Messe verwandt, dessen zauberhaftes Thema vom Cello an die Violine und dann ans Klavier weitergereicht wird.
Das Scherzo wirkt anfangs recht einfach, entwickelt sich aber zu einem fast ruppigen Stück voller Überraschungen. Das Finale sprengt, wie beim späten Schubert üblich, die Rondoform allein schon durch seine Dimensionen. Doch die Wiederkehr des Rondo-Themas bleibt für den Satz bestimmend. Es faszinieren hier vor allem die wechselnden Rhythmen (punktiert, Triolen, Sechzehntel) und die Klangfarben, die von zart schwebenden Klängen bis zu massiven Forte-Stellen ein ungewöhnlich großes Spektrum abdecken.
Downloads
- Programmheft
- Rezension
- Zur Website der Musiker
Yukiko Ishibashi, Violine
Christine Hu, Violoncello
Ursula Sarntheim, Viola