Jülicher Schlosskonzerte©

 

Klassische Kammermusik im historischen Ambiente  - seit 1979

 

 

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Der Klavierabend mit Alexander Krichel findet am Sonntag, 28. April 2024 um 20 Uhr in der Schlosskapelle statt

 

 

 

22. Februar 2015

amarcord

Vokal-Ensemble

 

„Traumlicht”

 

das Konzert wird vom WDR aufgezeichnet und am 26. März 2015, 20:05 Uhr gesendet

im Rahmen der Reihe "Kammerkonzerte NRW"  

 

 

Wolfram Lattke & Robert PohlersTenor

Frank Ozimek, Bariton

Daniel Knauft & Holger Krause, Bass

 

Unverwechselbarer Klang, atemberaubende Homogenität, musikalische Stilsicherheit und eine gehörige Portion Charme und Witz sind die besonderen Markenzeichen von amarcord. Das äußerst facettenreiche und breitgefächerte Repertoire umfasst Gesänge des Mittelalters, Madrigale und Messen der Renaissance, Kompositionen und Werkzyklen der europäischen Romantik und des 20. Jahrhunderts sowie A-cappella-Arrangements weltweit gesammelter Volkslieder und bekannter Songs aus Soul und Jazz.

Dem Neuen gegenüber aufgeschlossen, legen die Sänger großen Wert auf die Pflege und Förderung zeitgenössischer Musik. So schrieben u.a. Bernd Franke, Steffen Schleiermacher, Ivan Moody, James MacMillan, Sidney M. Boquiren, Siegfried Thiele und Dimitri Terzakis Werke für amarcord. Wenngleich reine A-cappella-Programme im Mittelpunkt der Konzerttätigkeit stehen, gibt es regelmäßig Projekte mit namhaften Ensembles und Künstlern wie dem Gewandhausorchester Leipzig, der Lautten Compagney, der Cappella Sagittariana, dem Leipziger Streichquartett, den KlazzBrothers, der Pianistin Ragna Schirmer, dem Bandoneonvirtuosen Per Arne Glorvigen und dem Geiger Daniel Hope.

Das Vokal-Ensemble ist Preisträger zahlreicher internationaler Wettbewerbe (Tolosa/Spanien, Tampere/Finnland, Pohlheim/Deutschland, 1. Chor-Olympiade in Linz/Österreich). Im Jahr 2002 gewann das Ensemble den Deutschen Musikwettbewerb, nachdem es bereits zwei Jahre zuvor mit dem Stipendium und der Aufnahme in die Bundesauswahl Konzerte junger Künstler des Deutschen Musikrates ausgezeichnet worden war. 2004 wurden die Sänger als erstes Vokalensemble mit dem Preis der Festspiele Mecklenburg-Vorpommern ausgezeichnet. Neben dem Gewandhausorchester und dem Thomanerchor zählt amarcord zu den wichtigsten Repräsentanten der Musikstadt Leipzig im In- und Ausland. Regelmäßig gastiert die Gruppe bei den bedeutenden Musikfestivals. Zahlreiche Konzerttourneen führten die Sänger in über 50 Länder und auf nahezu alle Kontinente der Erde. In Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut gastierten sie in Australien, Südostasien, dem Nahen Osten, Russland, Afrika und in Mittelamerika.

Das 1997 von amarcord ins Leben gerufene Internationale Festival für Vokalmusik „a cappella“ (www.a-cappella-festival.de) hat sich unter der künstlerischen Leitung der Gruppe zu einem der wichtigsten Festivals seiner Art entwickelt. Regelmäßig sind die Stars der Szene wie The Real Group, The King’s Singers, Take 6 oder das Hilliard Ensemble im Frühjahr in Leipzig zu erleben.  

Zahlreiche CDs dokumentieren eindrucksvoll die Facetten des Repertoires und werden vielfach mit Preisen ausgezeichnet. Für die aktuelle CD "Folks & Tales" erhielten die Sänger 2014 ihren sechsten Contemporary A Cappella Recording Award - den „a-cappella-Oscar“, mit dem jährlich die besten Produktionen weltweit im a-cappella-Bereich prämiert werden. Die CD "Zu S Thomas" mit zwei gregorianischen Messen aus dem Thomasgraduale der Leipziger Thomaskirche wurde 2013 mit dem International Classical Music Award (ICMA), dem wichtigsten Preis der europäischen Schallplattenkritik, ausgezeichnet. 2012 erhielten die Sänger für "Das Lieben bringt groß' Freud!" (MDG) den ECHO Klassik in der Kategorie "Ensemble des Jahres/vokal". „Rastlose Liebe – ein Spaziergang durch das romantische Leipzig“, veröffentlicht 2009, erhielt den ECHO Klassik, den luxemburgischen Supersonic Award und wurde für den MIDEM Classical Award nominiert. Im Februar 2010 legte amarcord seine erste CD-Produktion gemeinsam mit Orchester vor: eine rekonstruierte Fassung von Johann Sebastian Bachs Markus-Passion unter Mitwirkung von Dominique Horwitz und der Kölner Akademie. Gemeinsam mit der Cappella Sagittariana Dresden erschienen bisher zwei CDs zu Heinrich Schütz und seinem musikalischen Umfeld. Die Einspielung der Motetten von Johann Sebastian Bach wurde 2012 bei SONY/dhm veröffentlicht.

 


Das Programm

„Traumlicht”

 

Richard Strauss (1864 – 1949)

Vor den Türen

aus Drei Männerchöre (1935)

 

Franz Schubert (1797 – 1828)

Mondenschein  D 875 (1826)

 

Franz Schubert

Vier Gesänge für vier Männerstimmen  D 983 (1823)

Jünglingswonne – Liebe - Zum Rundetanz - Die Nacht

 

Camille Saint-Saëns (1835 – 1921)

Saltarelle  op. 74

 

Jean Cras (1878 – 1935)

Dans la montagne  (1925)

I.  ’appel de la cloche

II. La route

III. Un jeune sapin se balance

IV. Soir

V. Nuit

 

Richard Strauss (1864 – 1949)

Traumlicht

aus Drei Männerchöre (1935)

 

--- Pause ---

 

Richard Strauss (1864 – 1949)

Hüt du dich!

 

Max Reger (1873 – 1916)

Ich ging durch einen grasgrünen Wald

Lieblich hat sich gesellet

Verlorenes Lieb’

Der Tod als Schnitter

 

Richard Strauss (1864 – 1949)

Liebe  op. 42 Nr. 1

 

Max Reger (1873 – 1916)

Das Lieben bringt groß’ Freud’

Ich hab’ die Nacht geträumet

Liebchens Bote

Trutze nicht

 

Richard Strauss (1864 – 1949)

Fröhlich im Maien

aus Drei Männerchöre (1935)

 

 


 

Zum Programm

 

„Traumlicht”

 

Traum und Nacht - für viele wahrscheinlich das Sinnbild der Romantik überhaupt. In ihnen klingen die unterschiedlichen Facetten dieser sehnsüchtigen Epoche. Natur, Klang und Traum werden zu einer Einheit. Tauchen Sie ein in die wunderbaren Klänge einer phantastischen Nacht.

Die Werke von Richard Strauss ziehen sich wie ein roter Faden durch dieses Programm. Richard Strauss, dessen 150. Geburtstag die Musikwelt 2014 beging, vertonte in seinem Zyklus "Drei Männerchöre" verschiedene Texte von Friedrich Rückert, darunter das Titel-gebende Gedicht "Traumlicht". Mit spätromantischen Klängen entführt uns Richard Strauss in seine ganz eigene Klangwelt von besonderem Reiz.

Männerchor und Romantik – da darf ein Komponist wie Franz Schubert natürlich nicht fehlen. Der Liedkomponist gilt für viele als Begründer der Romantik und er hat zahlreiche Werke für Männerchor geschrieben. Diese sind oft mit Klavierbegleitung oder auch anderen Instrumenten, wie z.B. bei dem Hornquartett "Nachtgesang im Walde", aber etliche auch a-cappella. Davon erklingen der Zyklus "Vier Gesänge für vier Männerstimmen" und der "Mondenschein" auf einen Text seines Freundes Franz von Schober.

Camille Saint-Saëns war Wunderkind, Dichter, Dramatiker, Astronom, Philosoph, Biologe, Archäologe, Ethnologe, Zeichner, Karikaturist, Musikwissenschaftler, Journalist, Pädagoge und last not least als Musiker: Pianist, Organist, Dirigent, Komponist, kurzum: ein echtes „Universalgenie“! Seine Chöre, Kantaten und Klavierlieder sind nahezu vergessen, obgleich sie etwa die Hälfte des umfangreichen Gesamtwerkes von Saint-Saëns ausmachen.

Saint-Saëns war Mitbegründer und zweiter Präsident der „Societé nationale de musique“, die sich unter dem Motto „ars gallica“ als Forum für zeitgenössische französische Musik verstand. Die "Saltarelle" op. 74 entstand 1885 auf einen Text des Dichters Émile Deschamps, der gemeinsam mit Victor Hugo das Journal "La Muse française" gründete. Deschamps schrieb für dieses Journal unter dem Namen „der junge Moralist“ Gedichte, Novellen und kritische Essays. Seine Dramen wurden u.a. auch von Meyerbeer und Rossini vertont. Aus Deschamps’ Gedicht über den römischen Karneval machte Camille Saint-Saëns eine köstliche, mitreißende Tanzmusik ganz nach dem Vorbild des seit dem 14. Jahrhundert bekannten italienischen Tanzes im raschen Dreiertakt. Saint-Saëns war einer der ersten Komponisten, die auf diese alten Tanzformen zurückgriffen.

Einen wunderbaren Ruhepunkt bildet die abendliche Naturbeschreibung des impressionistischen Komponisten Jean Cras. Glockentöne nehmen uns mit auf die Wege und Straßen der Nacht, in denen das lebendige und hektische Treiben des Tages friedvoll zur Ruhe kommt. Jean Cras, 1879 in Brest als Sohn eines angesehenen Marinechirurgen geboren, in einem Musik liebenden Elternhaus aufgewachsen, der Familientradition vermittels einer militärischen Bilderbuchkarriere folgend, die erst beim Konteradmiral und Generalstabschef haltmachte. 1899 machte Cras in Paris die Bekanntschaft mit Henri Duparc, der das musikalische Talent des Seemanns erkannte und dem Kapitän im Rahmen eines Unterrichts-Marathons (beinahe tägliche Lektionen innerhalb von drei Monaten!) entscheidendes kompositorisches Handwerkszeug mit auf die weiteren Reisen gab. Mit Duparc, der ihn „le fils de mon âme“ nannte, verband ihn eine lebenslange enge Freundschaft. Cras’ Werke blieben zunächst unbekannt, bis er mit seiner Oper Polyphème 1921 den „Premier Prix du Concours musical de la Ville de Paris“ gewann und das Opus mit einer extraordinären Aufführung an der Pariser Opera Comique bedacht wurde. Von da an galt sein Name als gefeierter französischer Komponist, mit dem sich die führenden Interpreten seiner Zeit schmückten. Cras war freilich auch einer der bekanntesten bretonischen Musiker seiner Generation. Dabei verstand er sich ganz selbstverständlich als Bretone und verwendete ebenso selbstverständlich Elemente bretonischer Volksmusik in seinen Kompositionen.

Seine fünf Chöre "Dans la montagne", entstanden 1925, bezeichnete Cras selbst genauso treffend wie bescheiden als „kleine poetische Impressionen voller Frieden oder Heiterkeit“. „Philosophisch betrachtet – denn keines der Werke von Jean Cras ist ohne einen persönlichen philosophischen Stempel – ist „Dans la montagne" gleichermaßen tief und schwer wie festlich und fröhlich. Es ist eine Feier des Glaubens und der Natur und deren ursprünglicher Verflechtung innerhalb unserer Spiritualität. Technisch gesehen ist dieser Zyklus innovativ und erfindungsreich durch den vielfältigen Gebrauch von raffinierten Echo-Effekten, die auf präzise Weise den physischen und metaphysischen Widerhall der Natur reflektieren (Paul-André Bempéchat).

 

Nach der Pause erklingen mit den Volksliedbearbeitungen von Max Reger Kompositionen eines weiteren bedeutenden deutschen Spätromantikers. Sein Wirken ist eng mit Leipzig – der Heimatstadt der fünf Sänger von amarcord – verbunden. Hier wirkte er viele Jahre und war unter anderem Universitätsmusikdirektor. Das Volkslied wird bei Reger zum Kunstlied und er schafft Chorwerke, die ganz seiner eigenen musikalischen Auffassung entsprechen. Aus anspruchsvollen Liedern der Renaissance wie "Der Tod als Schnitter" werden spätromantische Chorsätze par excellence mit komplizierter Harmonik und eindrucksvoller Dynamik. Gleichzeitig wird damit auch die Vergänglichkeit der Schönheiten der Natur thematisiert, bevor das Programm im Schlussteil mit Liebesliedern und "Fröhlich im Maien" von Richard Strauss mit dem Traum vom nächsten, kommenden Frühling und seiner besonderen Kraft, die Natur wieder zum Leben zu erwecken, endet.

 

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Stand: 15. Februar 2016.