Jülicher Schlosskonzerte©
Klassische Kammermusik im historischen Ambiente - seit 1979
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Stefan Burkhardt, Klavier René Bogner, Violine Matthias Weise, Viola Henriette-Luise Neubert, Violoncello
Das Leipziger Klavierquartett besteht seit 1998. Die Musiker führte vor allem Eines zusammen: Die Leidenschaft, die verhältnismäßig seltenen und wenig gespielten Klavierquartett-Werke zu erarbeiten. Die Künstler entführen das Publikum vorwiegend in die Romantik – die Zeit, in der die Literatur für Klavierquartette ihre eigentliche Ausprägung erfuhr. Damals entstanden einige der schönsten und anspruchsvollsten Werke für diese Besetzung. Darüber hinaus haben aber auch Werke von Mozart, Fauré, Lekeu, Martinů und Schnittke Eingang ins Repertoire gefunden. Bei zahlreichen gemeinsamen Auftritten etablierte sich das Ensemble und ist zu einer festen Größe in der Kammermusik geworden.
Die Interpreten
Henriette-Luise Neubert wurde in Nordhausen (Thüringen) geboren. Nach ersten Unterweisungen im Klavierspiel im Alter von fünf Jahren wechselte sie neunjährig zum Violoncello, das fortan ins Zentrum ihrer Musikstudien rückte.
Das Programm
Gustav Mahler (1860-1911)
Klavierquartettsatz a-moll
Felix Mendelssohn-Bartholdy (1809-1847)
Klavierquartett h-moll op. 1/3 Allegro molto Andante Scherzo: Allegro molto Finale: Allegro vivace
--- Pause ---
Robert Schumann (1810-1856)
Klavierquartett Es-Dur op. 47 Sostenuto assai – Allegro ma non troppo Scherzo: Molto vivace Andante cantabile Finale: Vivace
Zum Programm
Gustav Mahlers Quartettsatz in a-moll ist Teil eines ursprünglich viersätzigen Werkes, das wie leider viele Jugendwerke des Komponisten verloren ging. Er ist ein einzigartiges Dokument für Mahlers frühe Begabung. Um die Komposition einzuordnen, muss man sich vergegenwärtigen, dass wenige Monate zuvor das c-moll-Klavierquartett von Brahms in Wien uraufgeführt worden war, dass sich der junge Mahler damals gerade erst mit Hugo Wolf angefreundet, und Bruckner eben seine Theoriestunden an der Wiener Universität aufgenommen hatte. Vor diesem Hintergrund erscheint der Quartettsatz des Sechzehnjährigen zugleich zeitgebunden und visionär. Auch Mendelssohns Klavierquartett h-moll op. 3 ist ein Jugendwerk. Er komponierte es im Januar 1825, ein halbes Jahr vor dem Oktett. Das Werk spielte in Mendelssohns Biographie eine bedeutsame Rolle, denn er nahm es noch im selben Jahr auf eine Reise nach Paris und Weimar mit, wo es ein anerkennendes Urteil von Luigi Cherubini und die Bewunderung des alten Goethe hervorrief. Das Quartett zeigt bereits unverwechselbare Eigenarten des Komponisten Mendelssohn, etwa die souveräne Handhabung der Sonatenform im Kopfsatz oder den Rückgriff auf dessen Hauptthema im Finale. Das Scherzo zeigt jenen unverwechselbaren Feen- oder Hexenzauber, wie ihn auch die späteren Scherzi des Komponisten immer wieder beschwören. Am schönsten hat diesen Effekt Goethe beschrieben, dem das h-moll-Quartett gewidmet wurde: “Dieses ewige Wirbeln und Drehen führte mir die Hexentänze des Blocksbergs vor Augen, und ich fand also doch eine Anschauung, die ich der wunderlichen Musik supponiren konnte.” Der leicht maliziöse Unterton dieser Äußerung bestätigt, dass der Dichterfürst den Meisterschüler seines Freundes Carl Zelter zwar als Pianisten bewunderte, der “wunderlichen” romantischen Musik des jungen Mendelssohn jedoch etwas ratlos gegenüberstand. Robert Schumann komponierte sein einziges Klavierquartett in Es-Dur op. 47 als letztes größeres Werk in seinem sogenannten “Kammermusikjahr” 1842. Auf die drei Streichquartette op. 41 im Juni und das Klavierquintett op. 44 im September folgte Ende Oktober das Klavierquartett, das er in nur fünf Wochen entwarf. Die vier Sätze des Quartetts sind in sich und untereinander thematisch eng verwoben: Die langsame Einleitung des Kopfsatzes kehrt im Lauf des Allegro noch zweimal wieder - vor der Durchführung und der Coda. Das zweite Trio greift das Hauptmotiv des Scherzos auf. Am Ende des langsamen Satzes werden Teile des Finalthemas vorweggenommen. Auf diese Weise scheinen alle Teile des Werkes zu einem Ganzen zu verschmelzen. Das Scherzo, ein gespenstisches Nachtstück in Moll, wird von zwei Trios unterbrochen, von denen das erste singend und imitatorisch, das zweite zaghaft-tastend angelegt ist. Höhepunkt des Werkes ist das Andante, das mit einem der schönsten Cellothemen der Romantik beginnt. In freien Variationen wird das Thema von Violine und Klavier aufgegriffen, dann von einem Mittelteil abgelöst, bis es in der Bratsche wieder erscheint und am Ende zum Cello zurückkehrt. Gesanglich strömt es dahin, ehe sich ganz zum Schluss das vorweggenommene Thema des Finales ankündigt. Es ist der Beginn eines Fugatos, das dem Finale zunächst einen “akademischen” Anstrich verleiht, bevor die Musik zu einem romantischen Rondo übergeht.
Als Zugabe schenkte das Ensemble dem begeisterten Publikum das Scherzo aus dem 3. Klavierquartett von Johannes Brahms Op. 60 in c-moll. Ein so wundervolles Stück Musik, dass man liebend gerne mehr davon gehört hätte - am besten das komplette Quartett. (RW)
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