Jülicher Schlosskonzerte©

 

Klassische Kammermusik im historischen Ambiente  - seit 1979

 

 

[Home] [Nach oben] [Konzerte] [Vorschau] [Mediathek] [Tickets] [Sponsoren] [Archiv] [Kontakt] [Impressum]

Ein Klavierabend mit Alexander Krichel findet am Sonntag, 28. April 2024

um 20 Uhr in der Schlosskapelle statt

 

 

20. Februar 2022

 

AOI Klaviertrio

 

 

 

Foto: Wolfgang Emde

Yu Ito, Violoncello

Kyoko Ogawa, Violine

Kosuke Akimoto, Klavier

 

 

Nur fünfmal in der Geschichte des ARD-Wettbewerbs vergab die Jury bisher einen ersten Preis für Klaviertrios. 2018 erspielte sich das AOI-Trio diese begehrte Auszeichnung und legte damit einen atemberaubenden Start seiner internationalen Karriere hin.

Gegründet wurde das AOI-Trio 2016 an der Musikhochschule Tokio und absolvierte die renommierte Kammermusik-Akademie der Suntory Hall, des wichtigsten Konzerthauses des Landes. In der Saison 2019-2020 tourte das AOI-Trio mit insgesamt 21 Konzerten in Japan, unter anderem in so wichtigen Veranstaltungsorten wie der Suntory Hall, der Kioi Hall, der Tokyo Opera City Concert Hall und der Toppan Hall. In Europa traten sie in Städten und bei Festivals wie München (Herkulessaal), Bayreuth, Baden-Baden, Köln, Die Festspiele MecklenburgVorpommern und den Musiktagen Hitzacker auf. Zu den Höhepunkten der Saison 2020-21 gehören Konzerte in der Laeiszhalle Hamburg, im Musikverein Regensburg und an zahlreichen Veranstaltungsorten in Japan (Phoenix Hall, Biwako Hall und andere) sowie eine Zusammenarbeit mit dem Sapporo Symphony Orchestra und Matthias Bamert für Beethovens Tripelkonzert.

Das AOI-Trio hat zwei CDs mit den Titeln "Haydn Nr. 27 und Schubert Nr. 2" und "Beethoven Nr. 1 und Mendelssohn Nr. 2" aufgenommen, die in verschiedenen Musikmedien große Aufmerksamkeit erregt haben. Sie erhielten den Aoyama Music Award und den Nippon Steel Music Award. Der Name „AOI“ setzt sich aus den Anfangsbuchstaben ihrer Familiennamen Akimoto, Ogawa und Ito zusammen und ist auch der Name einer Blume im Japanischen, in Europa allgemein als "Stockmalve" bekannt, was "Hoffnung" oder "Fruchtbarkeit" symbolisiert.

Seit 2019 studieren die drei Musiker an der Musikhochschule in München bei Dirk Mommertz vom Fauré Quartett. www.aoitrio.com


 


 

Das Programm 


 

Wolfgang Rihm

(*1952)

Fremde Szenen III

 

 

Robert Schumann

(1810 - 1856)

Klaviertrio Nr.1 d-moll Op.63

 

Mit Energie und Leidenschaft

Lebhaft, doch nicht zu rasch

Langsam mit inniger Empfindung

Mit Feuer 

 

 

- Pause -

 

Franz Schubert

(1797 - 1828)

Klaviertrio Nr.1 B-Dur D. 898

 

 Allegro moderato

Andante un poco mosso

Scherzo. Allegro – Trio

Rondo: Allegro vivace

 

Das umjubelte Trio bedankte sich mit dem zweiten Satz aus dem Klaviertrio Nr. 3 von Antonin Dvorak..

 


 

Zum Programm

Die drei „Versuche” für Klaviertrio sind seit ihrer Uraufführung Anfang der 1980er Jahre Klassiker der neuen Kammermusik geworden. Wolfgang Rihm ist sich der „Fremdheit” seiner kammermusikalischen „Szenen” völlig bewusst – insbesondere der des zweiten Trios, das den Titel „Charakterstück” trägt und an Schumann gemahnt. Der Komponist warnt: „Die fremde Zunge spricht Eigenstes, kein Ton ist zitiert, in den ‚Ton‘ wird gefallen, gestürzt.” – Schon im ersten Trio scheint die Geschichte der Gattung hinter einem Schleier präsent zu sein, mit typisch Rihm’schen Gesten, mit seiner Impulsivität, mit den charakteristischen obsessiven Repetitionen, den nachdenklichen, meditativen Momenten. Das „Charakterstück” ist voll mit Überraschungen, der Komponist lädt den Hörer auf eine surreale Reise ein. Der Anfang des dritten Trios ist fragmentarisch, verträumt, mit Pausen zwischen den Fragmenten. Die Tradition scheint in den Hintergrund getreten zu sein. Nach etwa drei Minuten jedoch kehrt sie zurück, diesmal mit Beethoven’schen und vielleicht Brahms’schen Gesten und Quasi-Zitaten. Im Laufe des Werks wird die Musik sozusagen „verrückt”, Rihm scheint mit der Tradition zu spielen, lenkt die Musik in Bahnen, die überraschen und faszinieren. (Bálint Varga)

Robert Schumanns Trio d-moll (1847) war ein Geburtstagsgeschenk für seine Frau Clara. Der erste Satz ist von düsterer Dramatik geprägt. Leidenschaftlich, doch noch verhalten drängt sich das Thema in der Violine empor. Rhythmische Motive werden zusammen mit dem melodischen Thema der Durchführung verarbeitet, bis eine Überleitung zu einer völlig neuen Szenerie führt: ein geisterhaft wirkendes Motiv, von den Streichern „sul ponticello“ gespielt, gläsern hell vom Klavier begleitet. Es ist die Ruhe vor dem Sturm der Reprise und der dramatischen Coda. Das Scherzo wirkt skurril. Unruhe und Spannung herrschen in dem lebhaften, punktierten Galopp-Thema, in dem Klavier und Streicher einander nachjagen. Der langsame Satz ist ein versteckter Variations-Satz, in dem die kühne, fast modern anmutende Harmonik und Rhythmik erschütterndes Zeugnis ablegen von Schumanns innerer Zerrissenheit und Schwermut. Diese düstere Stimmung wird im unmittelbar anschließenden jubelnden Schluss-Satz hinweggefegt.

Franz Schuberts B-Dur-Trio op. 99 gehört zu den bedeutendsten Werken der Klaviertrio-Literatur. Schon für Robert Schumann gingen die beiden späten Klaviertrios von Schubert “wie eine zürnende Himmelserscheinung” über das damalige Musiktreiben hin.

Es wechselt zwischen Energie (gleich zu Beginn) und melodischer Lyrik (im Andante), zwischen lockerer Heiterkeit (Scherzo) und wienerischem Charme (Finale). Dass Schubert im Spätwerk gerade im Formalen bewusst eigene Wege ging, wird in diesem Werk besonders deutlich. So hat er seine eigene Frage, wer nach Beethoven noch etwas zu schaffen vermöge, mit diesem Werk selber beantwortet: in der formalen Vielfalt, der Andersartigkeit der Themengestaltung und deren Verarbeitung, d.h. in der oft bewussten Abkehr von übermächtigen Vorbildern. Das Andante ist dem Et Incarnatus der wenig später komponierten Es-Dur-Messe verwandt, dessen zauberhaftes Thema vom Cello an die Violine und dann ans Klavier weitergereicht wird.

Das Scherzo wirkt anfangs recht einfach, entwickelt sich aber zu einem fast ruppigen Stück voller Überraschungen. Das Finale sprengt, wie beim späten Schubert üblich, die Rondoform allein schon durch seine Dimensionen. Doch die Wiederkehr des Rondo-Themas bleibt für den Satz bestimmend. Es faszinieren hier vor allem die wechselnden Rhythmen (punktiert, Triolen, Sechzehntel) und die Klangfarben, die von zart schwebenden Klängen bis zu massiven Forte-Stellen ein ungewöhnlich großes Spektrum abdecken.

 

[Zum Programmblatt..]      [Zur Rezension..]

 

 

 


Home | Nach oben

 webmaster: dr.weitz@gmail.com

Stand: 23. Mai 2022.