Jülicher Schlosskonzerte©

 

Klassische Kammermusik im historischen Ambiente  - seit 1979

 

 

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Ein Klavierabend mit Alexander Krichel findet am Sonntag, 28. April 2024

um 20 Uhr in der Schlosskapelle statt

 

Rezension des Konzertabends am 12. Oktober 2008

 

Stockhausens "schräge" Töne

 

Gebrüder Lengersdorf gestalten ein kammermusikalisches Schlosskonzert.

Von unserer Mitarbeiterin Hilde Viehöfer-Emde


Jülich. "Die Sonatine von 1951 ist fast niemals aufgeführt worden", preist Violinist Jörg Lengersdorf die Besonderheit beim zweiten Konzert der aktuellen Saison der Jülicher Schlosskonzerte.

Bei dieser Sonatine - eine Hommage an den im vergangenen Jahr verstorbenen Komponisten Karlheinz Stockhausen - handelt es sich schlicht um eine stilistische Studie, die der spätere Exzentriker 1951 als Kölner Student der Schulmusik erarbeitete. Das kurze Werk mit häufigen Wechseln zwischen leiser Harmonie und energischer Dissonanz klingt ein wenige "schräg", wie Pianist Heinz Lengersdorf .gesteht. Trotzdem bereitet sie dem hochkarätigen Kammermusikduo viel Spielfreude.

Kräftiger Applaus des Publikums in der fast vollbesetzten Schlosskapelle ist der Musiker Lohn. Ein langes Werk dieser Art hätten sich allerdings viele der anwesenden Liebhaber klassischer Musik nur ungern anhören wollen, wie einige Besucher in per Pause freimütig eingestehen.

Die so genannte "Regenliedsonate" G-Dur op. 78 von Johannes Brahms, 1879 in Bonn uraufgeführt, besticht hingegen durch ihre schlichte Natürlichkeit. Das einfühlsam/tröstende Motiv der trauernden Clara Schumann gewidmeten "Regenlieder" verbindet alle drei Sätze der Sonate. Aus dem Auftaktrhythmus werden im Kopfsatz und im Adagio der Sonate neue Themen gebildet; das Finale erscheint als Nachklang der ersten Takte des zweiten Regenliedes.

Mit der hochvirtuosen Sonate Nr. 2 fis-moll op. 11 des Meisters der ungarischen Spätromantik Leo Weiner wird es nach der Pause schließlich dramatisch. Die 1918 komponierte Sonate spiegelt Militarismus und Schreckensbilder des ersten Weltkriegs in fast satirischer Übersteigerung wider, kann stilistisch doch eher dem 19. Jahrhundert zugeordnet werden. Meisterhaft interpretiert das kammermusikalische Duo die Zuspitzung der dramatischen Lage in zunehmendem Tempo, mit einigen Momenten der Entspannung, um in einem furiosen Finale zu enden.

Minutenlanger Beifall belohnt die exzellente Leistung der erfolgreichen Brüder Lengersdorf, die schon seit ihrer Studienzeit mit herausragenden interpretatorischen Leistungen glänzen.

(ptj)


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