Bässe fliegen mit Finesse
Bewundernswert ist der Mut der Verantwortlichen der
Schlosskonzerte Jülich zum Experiment. Dem Kammermusik gewöhnten
Publikum wurde ein Konzertabend der besonderen Art geboten.
Von
unserer Mitarbeiterin Hilde
Viehöfer-Emde
jülich.
Sicherlich nicht dem klassischen Genre der Besetzung entsprechend,
musizierten Boguslaw Furtok, Christian Braica, Simon Backhaus und
Ulrich Franck an den Bässen. Ihrem Namen «Flying Basses» wurden sie
sinnbildlich gerecht, indem sie ihr Publikum auf eine ungewöhnliche
musikalische Reise mitnahmen. Einige Abonnenten ließen sich
sicherlich nicht auf diesen Abend ein, was wiederum vielen neuen
interessierten Gästen die Möglichkeit eröffnete, an der Abendkasse
noch Einlass gewährt zu bekommen. Die Schlosskapelle war voll
besetzt.
Erwartungen übertroffen
Mit einem Programm mit dem Spannungsbogen, der sich von Barockmusik
bis zu zeitgenössischen Kompositionen spannte, zeigten sie ihre
virtuoses instrumentales Können, perfektes Zusammenspiel und vor
allem Begeisterung für die Musik und das Musizieren.
Die drei Sätze aus dem Konzert von Jean-Philippe Rameau in einer
Bearbeitung von Ulrich Frank waren zwar interessant, konnten jedoch
nicht begeistern, da diese Musik auf diesen Instrumenten gespielt
nicht dem Charakter des Werkes gerecht wurde. Die Klangfarbe war
ungewohnt, das Tempo zu hektisch und graziöse Elemente wurden zu
grob überspielt. Das lag nicht an den Musikern, sondern an den
Möglichkeiten, die durch die Instrumente nicht gegeben waren.
Jedoch schon mit dem zweiten Werk, den «Three Pieces for four
Basses» von Boguslaw Furtok, begann die Faszination, mit der die
Zuhörer den Darbietungen des Ensembles lauschten. Dieser Eindruck
verstärkte sich mit den «Danzas españolas»
von Enrique Granados. Temperamentvoll, rassig, gesanglich, melodiös,
schwermütig, tänzerisch folgten die Melodien und Sätze. Die
technischen Finessen bewältigten die Instrumentalisten mit großem
körperlichen Einsatz und oft fast akrobatischen Fähigkeiten. Die
Werke boten einen interessanten Mix aus spanischer Folklore,
Filmmusik und Elementen der Programmmusik.
Witzige Interpretationen
«Suite and Low» von Daryl Runswick beweist, dass Komponisten, die
mit den Instrumenten, für die ihre Komposition gedacht ist, bestens
vertraut sind, auch besondere Musik für diese Konstellation
schreiben können. So ist «Strauss in the Doghouse» (Doghouse als
Hundehütte als liebevolle Bezeichnung für den Bass) eine witzige
Interpretation Straussscher Melodien, die perfekt persifliert
werden. Mit «American Basses» erklingen Highlights amerikanischer
Traditionsmelodien. The «American Dream» lebt auf und wird auf
besondere Weise lebendig.
In Hochform konnten die Zuhörer in der Schlosskapelle das Ensemble
bei John Kanders «Jazz-Suite» mit dem bekannten «New York, New York»
und «Four Brothers» von Jimmy Giuffre erleben.
Die Begeisterung für die vier Bassisten nahm kein Ende und gipfelte
in dem Schlussapplaus, der für die Zugabe eines rassigen Tangos und
für ein einmaliges Konzert dankte.
(hivi)
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