Jülicher Schlosskonzerte©
Klassische Kammermusik im historischen Ambiente - seit 1979
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23. Januar 2011 La Barca Leyden
Raymond Honing, Traversflöte Anneke van Haaften, Violine Elske Tinbergen, Violoncello Cees van der Poel, Cembalo Alfonso Marin, Laute ***** „Musik am Hofe des Kurfürsten Johann Wilhelm von der Pfalz, Herzog von Jülich-Berg”
Arcangelo Corelli Concerto Grosso D-Dur op. 6/1
Francesco Antonio Bonporti Invention e-moll op. 10/8
Georg Friedrich Händel Sonate D-Dur op. 1/13
Arcangelo Corelli Concerto Grosso F-Dur op. 6/2
Johannes Schenk Sonate in b-moll op. 3/10
Martin Friedrich Cannabich Sonate in e-moll
Arcangelo Corelli Concerto Grosso D-Dur op. 6/4
Zum Programm Kurfürst Johann Wilhelm von der Pfalz, Herzog von Jülich-Berg (1658-1716), von den Rheinländern „Jan Wellem“ genannt, war der Inbegriff des barocken Herrschers. Er war ein großer Kunstliebhaber und ein Sammler von Gemälden und Musikinstrumenten. Musik spielte für ihn eine herausragende Rolle. Unter ihm wurde Düsseldorf zu einem Musikzentrum von europäischem Format. Er selbst spielte Viola da Gamba. Bedeutende Virtuosen und Komponisten, darunter Händel sowie Johannes Schenk und mehrere Mitglieder der elsässischen Musikerfamilie Cannabich, arbeiteten für den Kurfürsten und hielten sich zeitweilig in Düsseldorf auf. Corelli widmete dem „… Duca di Baviera, Giuliers, Cleves & Berghe …“ seine zwölf Concerti grossi op. 6, darunter das berühmte Weihnachtskonzert. Corelli, war einer der führenden Violinisten seiner Zeit, dessen Musizierstil die Entwicklung des Violinspiels stark beeinflusste. Als Komponist schrieb er ausschließlich Instrumentalmusik. Mit seinem op. 6 hat Corelli die Gattung Concerto grosso in die Instrumentalmusik eingeführt. Hier steht eine kleine, solistisch agierende Instrumentalgruppe, das Concertino (kleines Konzert) einer größeren, dem Concerto grosso (großes Konzert) gegenüber, die zusammen als Tutti auftreten. Neben häufigen Änderungen des Tempos, der Rhythmik und der Melodik bildet der Wechsel in der Fülle der Instrumentierung, der auch mit kleiner Kammermusikbesetzung realisiert werden kann, die Grundlage für die große Farbigkeit der Concerti grossi. Die einförmig erscheinenden Tempoangaben im Programm werden erst durch Unterschiede im Rhythmus interessant. So folgt im ersten Satz „Largo-Allegro” von op. 6/1, einer kurzen langsamen Tutti-Einleitung ein schneller Hauptteil, zunächst im Concertino, beide im 4/4-Takt. Der ebenfalls mit „Largo-Allegro” bezeichnete zweite Satz steht hingegen im 3/4-Takt. - Der in Trient geborene Francesco Antonio Bonporti wuchs unter italienisch-österreichischen Einflüssen auf, studierte zunächst in seiner Heimatstadt Theologie und wurde Priester. Später studierte er in Rom Violine, womöglich als Schüler Corellis. Kompositorisch bedeutend sind seine auch von Bach geschätzten 10 „Invenzioni per Violino Solo“, von denen hier die Nr. 8 gespielt wird. Händel war einer der fruchtbarsten und einflussreichsten Komponisten überhaupt. Sein künstlerisches Schaffen erstreckt sich über alle musikalischen Genres seiner Zeit, von kleinen Solostücken bis hin zu großen Opern und Oratorien. Seine Violinsonate in D-Dur ist die beliebteste aus seinem um 1722 veröffentlichten Zyklus op. 1. Das Stück hat die Tempostruktur einer Kirchensonate, langsam-schnell, langsam-schnell, die erste Hälfte in 4/4-, die zweite in 3/4-Takten. Die Ausdrucksstärke der langsamen Sätze - der erste wirkt beglückt, der zweite, in h-moll, wehmütig - kontrastiert mit der Heiterkeit der virtuosen schnellen Sätze. Der in Amsterdam als Sohn deutscher Eltern geborene Gambenspieler und Komponist Johannes Schenk wurde 1696 von Jan Wellem, der selbst ein begeisterter Gambenspieler war, nach Düsseldorf berufen. Dort begegnete Schenk Komponisten wie Händel und Veracini, die seine eigenen Werke beeinflussten. Seine Sonate op. 3/10 gehört zu seinem Zyklus „Il Giardino Armonico“ („Der harmonische Garten“). Martin Friedrich Cannabich, der jüngste der hier vorgestellten Komponisten, war als herausragender Flötist und Oboist am Mannheimer Hof des Nachfolgers von Jan Wellem, Karl Philipp von der Pfalz, angestellt. Sein Sohn Christian, ein Freund Mozarts, wurde einer der wichtigsten Vertreter der „Mannheimer Schule“. Die hier gespielte Sonate in e-moll zeigt die große Virtuosität Martin Friedrich Cannabichs als Flötist. Zu den Interpreten Das aus dem niederländischen Leiden stammende Barock-Ensemble „La Barca Leyden“ wurde 2007 von dem Flötisten Raymond Honing gegründet. Das Ensemble leitet seinen Namen von den beiden Liedern „La Barca“ („Der Kahn“) und „Fortuna guida“ ab, die der Leidener Stadtmusiker und Organist (1557-1616) komponierte. „La Barca Leyden“ ist auf die authentische Aufführung Alter Musik spezialisiert. Das Ensemble möchte an die reiche Musiktradition seiner Heimatstadt Leiden anschließen und diese mit neuem Leben erfüllen. Neben seiner kammermusikalischen Tätigkeit führt „La Barca Leyden“, zusammen mit Chören und Gesangssolisten, auch Oratorien auf. Die intensive Kammermusiktätigkeit von „La Barca Leyden“ ist inzwischen durch zwei erfolgreiche CDs dokumentiert, „Telemann“ und „Italian Masterpieces“. Anlässlich dieses Konzerts wird eine weitere CD, die der Musik unter Kurfürst Johann Wilhelm von der Pfalz gewidmet ist, erscheinen.
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