Jülicher Schlosskonzerte©
Klassische Kammermusik im historischen Ambiente - seit 1979
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26. März 2017
Mettis Streichquartett
Foto: Wolfgang Emde Kostas Tumosa, 1. Violine Bernadas Petrauskas, 2. Violine Karolis Rudokas, Viola Rokas Vaitkevičius, Violoncello
Der Name des Quartetts leitet sich vom griech. „ Metis“, einer antiken mythologischen Figur aus dem Göttergeschlecht der Titanen, die sich in verschiedene Gestalten verwandelte, ab. Es verkörpert Qualitäten wie Scharfsinn und komplexes Wissen. Das Mettis Quartett wurde 2011 an der Litauischen Akademie für Musik und Theater (LAMT) gegründet. Alle Mitglieder studierten in der Klasse von Prof. Augustinas Vasiliauskas und sind Preisträger zahlreicher nationaler und internationaler Wettbewerbe. 2012 - nur wenige Monate nach seinem ersten Auftritt, gewann das Mettis Quartett beim XII. Internationalen Litauischen Kammermusik-Wettbewerb den 1. Preis sowie den Spezialpreis. Bei seiner ersten Teilnahme an einem internationalen Wettbewerb außerhalb Litauens erspielte sich das Ensemble den bisher größten Erfolg seiner noch jungen Karriere mit dem 2. Preis sowie dem Sonderpreis für die Interpretation eines Streichquartettes von L. Durosoir beim renommierten Internationalen Streichquartett-Wettbewerb in Bordeaux 2016. Die Musiker arbeiteten mit namhaften europäischen Kammermusiklehrern wie Johannes Meissl (Artis Quartett), Hatto Beyerle (Alban Berg Quartett), Miguel da Silva und Yovan Markovich (Ysaye Quartett) sowie mit Mitgliedern des Aviv, Cremona, Mosaique, Oslo, Pražak und Talich Quartettes. Kammermusikerfahrung in erweiterten Besetzungen sammelten sie im Zusammenspiel mit Miguel da Silva (Streichquintett von Mozart) sowie mit dem Cremona Quartett (Mendelssohn Oktett). Im Rahmen der European Chamber Musik Academy (ECMA) nimmt das Mettis Quartett seit 2014 regelmäßig an Meisterkursen teil, bisher u.a. in Vilnius, Oslo, Wien, Großraming, Graffenegg, Manchester und Fiesole. Darüber hinaus waren die Musiker zu Gast beim Harmos‘ 13 Festival in Porto (Portugal), beim Kammermusikfestival in Plovdiv (Bulgarien), beim Streichquartett-Festival in Bordeaux sowie in der Wigmore Hall London. 2012 erhielt das Ensemble nach hervorragenden Konzerten im Rahmen der Internationalen Streichquartett-Akademie (ISA) den Joseph Haydn-Preis der Universität in Wien, 2014 den Kammermusikpreis und den Gottfried von Einem Preis für die herausragende Interpretation seines Streichquartettes. 2015 erschien die erste CD des Mettis Quartetts mit Ludwig van Beethovens Streichquartett C-Dur op. 59,3 sowie Schostakowitschs Quartett Nr. 3 op. 73. 2012 wurde das Mettis Quartett ausgewählt, im Rahmen des Meisterkurses in Villecroze (Frankreich) mit Alfred Brendel zu arbeiten.
Das Programm
Franz Schubert (1797 - 1828)
Quartettsatz c-moll D 703
allegro assai
Béla Bartók (1881 - 1945)
Quartett Nr. 2 Sz 67
Moderato Allegro molto capriccioso Lento
--- Pause ---
(1810 - 1856)
Quartett Nr. 3 A-Dur op. 41,3
Andante espressivo – Allegro molto moderato Assai agitato – Un poco Adagio – Tempo risoluto Adagio molto Finale : Allegro molto vivace
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Das Ensemble bedankte sich mit einem sehr lyrischen Stück von Claude Debussy: "La Fille aux Cheveux de Lin" bei seinem begeisterten Publikum..
Zum Programm
Schuberts Quartettsatz ist der erste Satz eines Streichquartetts in c-moll, das im Dezember 1820 begonnen, jedoch nach dem 41. Takt des zweiten Satzes unvollendet liegen gelassen wurde. Bis heute wirkt der vollendete erste Satz wie ein Experiment auf dem Weg zu einem neuen Stil, der erst später – in den letzten drei Quartetten in a-moll, d-moll und G-Dur – entwickelt wurde. Die sechs Quartette Bartóks sind spieltechnisch wie musikalisch für jeden Instrumentalisten eine Herausforderung. Das zweite Quartett, komponiert 1915-17 - während des Ersten Weltkriegs, gilt als Höhepunkt von Bartóks nachromantischer “Expressionistischer Phase”. Der erste Satz beruht auf einem weit aus schwingenden, folkloristisch anmutenden Thema, das mit seiner Chromatik und seinen expressiven Vorhalten die gesamte Entwicklung dieses Sonatensatzes prägt. Der Mittelsatz, ein exzentrisches Scherzo, spielt mit dem Wechsel von Zweierbindungen und Staccato und erinnert durch die kurzen, chromatischen Vorschläge an arabische Musik. Im abschließenden Lento hat sich Bartók von der Musik der ungarischen Bauern inspirieren lassen, die er studiert und bewundert hat. Bevor Schumann seine Streichquartette schrieb, setzte er sich intensiv mit den Quartetten Haydns, Mozarts und Beethovens auseinander. Die Erstfassungen wurden vom Quartett des Leipziger Konzertmeisters Ferdinand David kritisch durchgearbeitet, was zu nicht wenigen Verbesserungen führte . Erst im Januar 1843 gab der Komponist die Quartette als sein Opus 41 zum Druck, verbunden mit der Widmung an “seinen Freund Felix Mendelssohn-Bartholdy in inniger Verehrung”. Es sollten seine einzigen Streichquartette bleiben, ein Zyklus, der, aus romantischer Begeisterung und dem Studium der Klassiker erwachsen, dem Genre eine Fülle neuer Ausdrucksmöglichkeiten erschloss. - Schumanns eigene Gedanken über den idealen “Quartettstylisten” findet man im A-Dur-Quartett op. 41,3 bestätigt. Es zeigt “Streben nach schöner Form”, “Reinheit des Satzes” und “künstliche Verflechtungen”, vor allem aber “originelles Gepräge der melodischen Führung”. Eine nur sieben Takte lange Einleitung bereitet den ersten Satz vor. Der Quartettklang, zaghaft und von Pausen unterbrochen, scheint wie aus dem Nichts aufzutauchen. Das von der 1. Violine angedeutete Quintmotiv entwickelt sich erst im Laufe des Allegros zum Thema. Als Seitensatz fungiert eine von pochenden Achteln begleitete Liedmelodie, deren drängender Duktus sich mit ausdrucksvollen Septvorhalten verbindet. Die Verarbeitung der beiden Themen folgt dem Modell der klassischen Sonatenform, wobei hier – wie überall in Schumanns Werk – sein doppeltes “Alter ego” in Gestalt von Eusebius und Florestan erscheint, die als Personifikationen von Melancholie und Lebenslust seine Musik bestimmen. Der zweite Satz steht in der für ein Scherzo ungewöhnlichen Form. An sein unruhiges synkopisches Thema in fis-moll schließen sich vier sehr unterschiedliche Variationen an, die ein Fugato ebenso einbeziehen wie ein kanonisches Poco adagio. Das eigentliche Adagio ist einer der großartigsten langsamen Sätze, die Schumann geschrieben hat: ein lyrischer Gesang nach Mendelssohns Vorbild, der allmählich in zerrissene Dialoge zwischen erster Violine und Bratsche übergeht. Im Finale, einem tänzerischen Rondo, scheint Florestan zu triumphieren. (st) [Zum Programmblatt..] [Zur Rezension..]
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