Jülicher Schlosskonzerte©
Klassische Kammermusik im historischen Ambiente - seit 1979
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W. Emde Lea Birringer, Violine Esther Birringer, Klavier
Lea und Esther Birringer sind seit Jahren ein künstlerisch ideal aufeinander eingeschworenes Team und bilden vereint einen "fast symbiotischen Klangkörper" (NDR Kultur). Obwohl beide schon früh erfolgreich ihre eigenen Wege als Solistinnen gingen, entwickelten sie aufgrund ihrer geschwisterlichen Nähe eine ganz besondere Art des gemeinsamen Musizierens. Die dynamischen Schwestern überzeugen "mit technischem Können, profunder Musikalität und – vor allem – perfekter Harmonie" (concerti). Sie "bersten vor Spielfreude, mehr noch: vor musikalischer Angriffslust" (BR-Klassik). 2011 sorgten die beiden Musikerinnen erstmals im Duo international für Aufsehen, als sie unmittelbar nacheinander die internationalen Kammermusikwettbewerbe 'Premio Vittorio Gui' und 'Concorso Internazionale di Musica da Camera Città di Pinerolo' gewannen. Seitdem erhalten sie zahlreiche Einladungen zu Festivals und Kammermusikreihen, wo sie für ihr "passioniertes Engagement" (Gramophone) geschätzt werden. Nach ihrer von Kritikern gelobten Debüteinspielung, die 2014 bei Avi-music mit Sonaten von Hindemith, Szymanowski und Respighi erschien, folgte 2018 ihr zweites Album 'Lifelines' bei dem britischen Label Rubicon Classics mit Werken von Grieg, Liszt und Franck: "Dieses musikalische Abenteuer sollte sich kein Freund guter Kammermusik entgehen lassen" (Pizzicato)
Das Programm
Edvard Grieg (1857 - 1934) Sonate für Violine & Klavier G-Dur op. 13
Lento doloroso - Allegro vivace Allegretto tranquillo Allegro animato
- Pause -
Dimitri Schostakowitsch (1906 - 1975) 4 Préludes op. 34
Sergei Prokofjew (1891 - 1953) Sonate Nr. 2 op. 94
Moderato - Scherzo. Presto - Andante Allegro con brio
Beim Publikum bedankte sich das sympathische Duo mit dem Salut d´Amour (Liebesgruß) op. 12 von Edward Elgar
Zum Programm Christian Sinding war ein norwegischer Komponist, dessen Werk noch ganz der romantischen Tradition verhaftet ist. So lebt auch die Romanze op. 100, die eigentlich für Violine und großes Orchester komponiert wurde, vom schwelgerischen Melodienreichtum. Edvard Griegs Violinsonate G-Dur entstand auf seiner Hochzeitsreise. Deren folkloristische Elemente beschrieb der Griegforscher Øivind Norheim folgendermaßen: „Rhythmisch gebrauchte Grieg einen bekannten Volkstanz namens ´Springdans´ als Vorlage für den ersten wie für den letzten Satz. Dies ist einer der Gründe, warum die Sonate so norwegisch klingt wie kaum ein anderes seiner Kammermusikwerke.“ Aber auch wehmütige Melodien in Moll prägen das Werk. Die erste erklingt zu Beginn als langsame Einleitung, ein Lento doloroso in g-Moll, das ganz leise vom Klavier angestimmt wird. Auf diese zarte norwegische Ballade antwortet die Violine solo mit einem Ausbruch von Schmerz im Fortissimo, in Tönen, die auch auf der Hardangerfiedel gespielt sein könnten, der volkstümlichen Geige der Norweger. Das Klavier verharrt im leisen Schmerz des Anfangs, bis eine hohe, weiche Kantilene allmählich die Wendung nach Dur bringt. Daraus geht schließlich das fröhliche Hauptthema des Allegro vivace hervor, dem „Springtanz“, den die Griegforscher auch als „Grieg-Motiv“ bezeichnen. Der Satz gipfelt in einem jubelnden Presto. Das Allegretto tranquillo beginnt mit einer Volksmelodie im Dreiertakt. Der schlichte Duktus des Themas wird bald von einem majestätischen Fortissimo verdrängt. Wie die ersten beiden Sätze steht das Allegro animato im Dreiertakt, wieder scheinen die Rhythmen des ´Springdans´ auf. Gegen Ende wird das Tempo immer zügiger, bis ein rustikales Presto die Sonate laut und munter beendet. Dimitri Schostakowitsch, einer der bedeutendsten russischen Komponisten, schrieb, gezwungen vom Stalinschen Regime, gelegentlich Hymnen auf die Sowjetmacht, blieb aber politisch immer auf Distanz, weshalb er vielen Repressionen ausgesetzt war und jahrelang in Todesangst lebte. Diese Spannungen beeinflussten auch seine symphonischen wie kammermusikalischen Werke. In den witzigen und skurrilen Preludes ist davon aber nichts zu spüren. Sergei Prokofiew arrangierte sich – im Gegensatz zu Schostakowitsch, für den die Stalinzeit zum Trauma wurde – mit dem Regime, auch wenn er ebenfalls Anfeindungen ausgesetzt war. Die 2. Violinsonate in der strahlenden Tonart D-Dur ist einerseits klassisch-lyrisch, im Scherzo motorisch geprägt. Ursprünglich für Flöte und Klavier komponiert, wurde sie auf Bitten von David Oistrach für Violine arrangiert. Die Bevorzugung der dritten Oktav und die Geläufigkeit, die in der Urfassung von den Flötisten Erhebliches verlangt, kommt der singenden hohen Lage der Geige und ihren Bogenkunststücken natürlicherweise entgegen. Das fantastische Scherzo jagt in rasenden Sechzehnteln dahin, der dritte Satz, Andante, ist getragen von idyllischer Stimmung. Der vierte Satz, ein Allegro con brio in Rondoform, wird von rustikalen Tanzthemen, hübschen Arpeggi und virtuosen Terzpassagen bestimmt.
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Stand: 28. April 2023. |
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