Jülicher Schlosskonzerte©

 

Klassische Kammermusik im historischen Ambiente  - seit 1979

 

 

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Die international bekannte US-amerikanische Pianistin Claire Huangci tritt auf am Sonntag, 3. November 2024

um 20 Uhr in der Schlosskapelle

 

 

17. März 2024

 

Leonkoro Quartet

 

 

 

Jonathan Schwarz, Violine

Amelie Wallner, Violine

Mayu Konoe, Viola

Lukas Schwarz, Violoncello

 

 

Das Ensemble wird von den Brüdern Jonathan und Lukas Schwarz an erster Violine und Cello gerahmt, während Amelie Wallner an der zweiten Violine und Mayu Konoe an der Bratsche die Mittelstimmen bilden. Leonkoro, aus dem Esperanto: Löwenherz, spielt nicht zufällig auf Astrid Lindgrens Kinderbuch über zwei Brüder an, ein Buch, das der schwerwiegenden Tatsache des Sterbens eine herzliche Portion Trost gegenüberstellt – ein Zusammenhang, dem sich auch an vielen Stellen das Streichquartett-Repertoire widmet.

Im Jahr 2022 erhielt das Leonkoro Quartett eine Reihe renommierter Auszeichnungen und Preise, die seinen Platz unter den gefragtesten Ensembles seiner Generation festigen. Im März wurde es mit dem renommierten Musikpreis der Jürgen-Ponto-Stiftung ausgezeichnet, der alle zwei Jahre für herausragende Streichquartette vergeben wird. Anschließend triumphierte das Quartett beim Internationalen Streichquartettwettbewerb in der Londoner Wigmore Hall und gewann den 1. Preis sowie eine Reihe von 9 Sonderpreisen, darunter Interpretation-, Residenz- und Konzertpreise.

Im Mai knüpfte das Quartett daran an und errang den 1. Preis beim Concours International de Quatuor à Bordeaux. Ihre Darbietung beeindruckte nicht nur die hochkarätige Jury, sondern zog auch das Publikum in ihren Bann, so dass das Quartett sowohl den Publikumspreis als auch den Preis des jungen Publikums erhielt. Kurz darauf erfolgte die Ernennung in das prestigeträchtige BBC Radio 3 New Generation Artists Programm, dessen Teil das Quartett von 2022 – 2024 sein wird.

Im November 2022 folgte dann die Auszeichnung mit dem MERITO String Quartet Award. Anders als bei einem klassischen Wettbewerb, wissen die fünf ausgewählten Ensembles nicht, dass sie über ein Jahr von einer Jury aus namhaften Streichquartett-Musikern bewertet werden und ihr Können in Konzerten unter Beweis stellen. Der MERITO String Instrument Trust wird das Ensemble für vier Jahre unterstützen, u.a. mit einem Kompositionsauftrag.

Internationale Aufmerksamkeit erlangte das Quartett im Sommer 2021, als es als jüngstes Ensemble den zweiten Preis (bei Nichtvergabe eines ersten Preises) und den begehrten Publikumspreis beim renommierten internationalen Streichquartett-Wettbewerb Premio Paolo Borciani gewann.

Neben dem Studium der Kammermusik bei Heime Müller (Artemis Quartett) an der Musikhochschule Lübeck studiert das Quartett seit 2020 bei Günter Pichler (Primarius Alban Berg Quartett) am Kammermusikinstitut der Escuela Superior de Música Reina Sofía Madrid. Zu den namhaften Mentoren des Ensembles zählen Eckart Runge und Gregor Sigl (Artemis Quartett) sowie der Pianist Alfred Brendel, mit dem das Leonkoro Quartett eine regelmäßige Zusammenarbeit pflegt.

Im Herbst 2023 erschien bei Mirare das erste Album des Ensembles mit Maurice Ravels Streichquartett und Robert Schumanns Streichquartett op. 41, Nr. 3.

Die Saison 2023/2024 ist voller großartiger Debüts, unter anderem in der Berliner Philharmonie, der Kölner Philharmonie, im Flagey Brüssel, dem Concertgebouw Amsterdam, dem Konzerthaus Wien. Das Leonkoro Quartett wird bei Festivals wie dem Rheingau Musik Festival, der Streichquartett-Biennale Paris und dem Heidelberger Frühling auftreten und seine Residenz in Leeds fortsetzen.

Das Leonkoro Quartett ist Pirastro-Artist und Henle App Ambassador.

 

 


Die Musikerinnen und Musiker

 

Amelie Wallner wurde in München geboren und erhielt im Alter von vier Jahren ihren ersten Violinunterricht. Sie ist mehrfache Preisträgerin des Wettbewerbs „Jugend musiziert“ und trat als Mitglied und Konzertmeisterin des Bundesjugendorchesters in vielen verschiedenen Ländern auf. Zu ihren Lehrern gehören Harald Christian, Prof. Petru Munteanu, Prof. Mo Yi und Prof. Nora Chastain an der Universität der Künste Berlin, bei der sie sich derzeit im Bachelorstudium befindet. Weitere kammermusikalische Impulse erfuhr sie unter anderem von Eberhard Feltz, Ernö Sebestyen, Anthea Kreston, Tim Vogler und Konstantin Heidrich. 2019 wurde sie mit ihrem einem Streichsextett beim Kammermusikwettbewerb der Alice-Samter-Stiftung mit dem ersten Preis ausgezeichnet. Amelie spielt regelmäßig in Sinfonie- und Kammerorchestern, wie dem Sinfonieorchester Liechtenstein, dem Ensemble Esperanza und der Kammerakademie Potsdam.

Amelie Wallner spielt eine Geige von Vicenzo Postiglione, die ihr großzügierweise von einer Privatperson zur Verfügung gestellt wird.

 

Jonathan Schwarz, geboren 1996 in Lübeck, erhielt seinen ersten Geigenunterricht bei Vladislav Goldfeld bevor er 2009 seine Ausbildung als Jungstudent an der Musikhochschule Lübeck in der Klasse von Heime Müller fortsetzte. 2015 nahm er das Studium an der Universität der Künste Berlin bei Nora Chastain auf, welches er bei ihr seit dem Frühjahr 2020 im Masterstudiengang fortführt.

Jonathan Schwarz sammelte früh Orchestererfahrung und war Konzertmeister als Mitglied des Bundesjugendorchesters und infolgedessen an CD-Produktionen bei der Deutschen Grammophon sowie an Rundfunkaufnahmen der deutschen Rundfunksender beteiligt. Weitere Orchestererfahrung sammelte er unter anderem im Festivalorchester des Pacific Music Festival, Eroica Berlin, Anima Eterna Brugge, der Kammerakademie Potsdam und insbesondere in den Jahren 2020 bis 2022 als Mitglied der Karajan-Akademie bei den Berliner Philharmonikern.

Jonathan Schwarz ist Stipendiat der Studienstiftung des deutschen Volkes und spielt eine Geige von Giovanni Battista Guadagnini, die ihm freundlicherweise von der Beare's International Violin Society zur Verfügung gestellt wird.

 

Die japanisch-niederländische Bratscherin Mayu Konoe wurde 1997 in Amsterdam geboren. Ihre erste Ausbildung erhielt sie an der Sweelinck Academy des Konservatoriums Amsterdam in der Klasse von Coosje Wijzenbeek. 2016 nahm sie ihr Studium an der Universität der Künste Berlin bei Mark Gothóni auf und seit 2022 studiert sie in der Violaklasse von Walter Küssner an der Hochschule für Musik Hanns Eisler.

Mayu sammelte schon in jungen Jahren Erfahrung in der Kammermusik. So spielte sie bereits im Alter von 9 Jahren mit ihrem Quartetto Piccolo im Concertgebouw Amsterdam und bildete zudem ein Duo mit ihrem Zwillingsbruder Takehiro Konoe. Weitere KammermusikpartnerInnen waren u.a. Menahem Pressler, Lucas Jussen, Lars Anders Tomter und Noa Wildschut.

Sie war Mitglied des Ensembles Esperanza und sammelte zusätzliche Orchestererfahrung als Aushilfe bei der Kammerakademie Potsdam und den Berliner Philharmonikern. Mayu Konoe spielt eine Viola aus privatem Besitz.

 

Im Alter von zehn Jahren wurde der 1998 geborene Cellist Lukas Schwarz Jungstudent an der Musikhochschule Lübeck in der Klasse von Prof. Troels Svane. 2016 begann er sein Studium in der Klasse von Peter Bruns an der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy" Leipzig, welches er im Frühjahr 2021 mit Höchstnote abschloss. Zurzeit führt er sein Studium im Master bei Prof. Bruns fort. Er besuchte Meisterkurse von David Geringas, Wolfgang Emanuel Schmidt, Jens-Peter Maintz, Jan Vogler, Stephan Forck und anderen.
Bereits im jungen Alter konnte Lukas Schwarz mit Auszeichnungen auf sich aufmerksam machen. So erhielt er neben zahlreichen 1. Bundespreisen beim Jugendwettbewerb Jugend musiziert den 1. Preis beim Lions Jugend Musikpreis und einem 2. Preis beim 9. Internationalen Cellowettbewerb Antonio Janigro (Kroatien). Außerdem wurde ihm der NDR Kultur Förderpreis verliehen, verbunden mit einer Studioproduktion.
Als Mitglied des Bundesjugendorchesters unternahm er Tourneen im In- und Ausland und war an CD-Produktionen bei der Deutschen Grammophon sowie an Rundfunkaufnahmen der deutschen Rundfunksender beteiligt.
Weitere Orchester-Erfahrung sammelte er im Verbier Festival Music Camp Orchestra und als Mitglied des Kammerorchesters Eroica Berlin, des Orchester im Treppenhaus und bei der Jungen Norddeutschen Philharmonie.

Lukas Schwarz spielt ein Cello von Carlo Tononi, Venedig (ca. 1720), welches ihm von der Beare's International Violin Society zur Verfügung gestellt wird.

 


 

Das Programm

 

Anton Webern

(1883 - 1945)

Langsamer Satz für Streichquartett

 

Dimitri Schostakowich

(1906 - 1975)

Streichquartett Nr. 3 in F-Dur

Allegretto

Moderato con moto 

Allegro non troppo

Adagio

Moderato

 

- Pause -

 

Johannes Brahms

(1833 - 1897)

Streichquartett Nr. 1 in c-moll, op. 51/1

Allegro

Romanze. Poco adagio

Allegro molto moderato e comodo

 Allegro

 

 

Für die standing ovations bedankte sich das Ensemble mit Entr´acte {minuet & trio} von Caroline Shaw

 
 


 

Zum Programm

Anton Webern, seit 1904 Schüler Arnold Schönbergs, schrieb seinen Langsamen Satz für Streichquartett im Jahr 1905. Obwohl zeitgenössische Kritiker Schönbergs Klasse als die “hohe Schule der Dissonanz” diffamierten und Weberns frühen Arbeiten “wilde Konfusion” vorwarfen, ahnten sie das Genie des jungen Komponisten doch bereits.

Während man Weberns langsamen Satz für Streichquartett damals als neuartig empfand, wird heute meist seine Nähe zu Brahms unterstrichen. Tatsächlich bewegt sich das einsätzige Stück an der Grenze zwischen früher Moderne und der Brahms-Tradition.

Dimitrij Schostakowitchs drittes Streichquartett wirkt fast heiter, wenn man den tragischen Hintergrund bedenkt, vor dem es entstand. Komponiert 1946, ein Jahr nach dem Sieg der Sowjetunion über Nazideutschland, hätte man hier eine Triumphpartitur erwarten können, wie sie der Komponist in seiner 9. Symphonie pflichtgemäß abgeliefert hatte, oder ein tragisches Fanal für die Opfer, wie er es erst viel später in seinem berühmten 8. Quartett komponieren sollte. Stattdessen „hat er hier seinem schweren und ernsten Humor freien Lauf gelassen, indem er den Schmerz über den Krieg in souveräne Kunst verwandelte, in einer fast mozartischen Mutation.“ (Pierre-Émile Barbier)

Johannes Brahms fühlte sich dem hohen Anspruch der Gattung Streichquartett erst nach 20jährigen Vorarbeiten gewachsen. Robert Schumann hatte zwar schon 1853 der Musikwelt Streichquartette des jungen Hamburgers angekündigt, die „verschleierte Sinfonien“ seien, doch der Komponist vernichtete diese wie alle anderen Jugendquartette. Insgesamt hat er nach eigenen Angaben 20 frühe Streichquartette zerstört, bevor er 1873 sein erstes Opus mit zwei Quartetten publizierte. Sein Freund Theodor Billroth meinte zu den Werken: „Sie enthalten sehr viel schönes in knapper Form; doch sind sie nicht nur technisch enorm schwer, sondern auch sonst nicht leichten Gehaltes.“ Der Biograph Heinrich Reimann berichtete, man habe „an Brahms‘ Quartetten häufig getadelt, dass er über das Maß dessen, was vier einzelne Instrumente an Kraft und Klangfülle leisten können, hinausgehe, dass er unverhältnismäßige Mittel aufwende, und doch nicht die beabsichtigte Wirkung erziele … Dafür bietet er reichen Lohn demjenigen, der ihm auf diesem beschwerlichen Wege gefolgt ist, sei er ausübender Künstler oder zuhörender Laie.“ Ludwig Finscher charakterisiert die vier Sätze mit «dramatisch zerklüftet» (Kopfsatz), «melancholisch» (Romanze in As-dur), «nachdenklich-versponnen» (Allegretto-Intermezzo in f-moll anstelle eines Scherzos) und «emotionale Hochspannung» (Finale). Vor allem der Kopfsatz des Quartetts ist das krasseste Beispiel einer solchen alle Grenzen überschreitenden Quartettmusik. Seine Maßlosigkeit in klanglicher wie affektiver Hinsicht macht ihn zu einem der erschütterndsten Bekenntnisse des Melancholikers Brahms, die wir besitzen.

 

 

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Stand: 19. März 2024.