Rezension des Konzertabends am
4.
November 2007
Das
Ensemble bleibt blass
„Die schöne Magelone": Schlosskonzert bietet
wenig Anspruchsvolles
Jülich. Der Griff in eine andere Sparte tut den
Schlosskonzerten, die eigentlich der Kammermusik
gewidmet sind, nicht unbedingt gut. Die Aufführung der
Romanzen in poetischer Form mit Lesung der
Liebesgeschichte aus der Ritterzeit ist in dieser Reihe
sehr fragwürdig. Das wurde beim dritten Konzert der
Reihe unter dem Titel „Die schöne Magelone", ein
Ludwig-Tieck-Märchen, vertont von Johannes Brahms,
geboten.
Brahms selbst distanzierte sich mit seinen Romanzen von
der Darstellung der Liebesgeschichte des Ritters Peter.
Er sah sie mehr als Auftrag für den Sänger Julius
Stockhausen und wollte sie nicht als Zyklus betrachtet
wissen. Er wollte nur Worte umsetzen und verbat sich den
Zusammenhang mit der Liebesgeschichte, es fehlt außerdem
die musikalische Geschlossenheit der Romanzen. Sicher
sind diese Aufführungsformen aktuell, werden aber meist
in einer gewissen Authentizität betrieben. So sind auch
die Lieder in den Jahren 1861 bis 1861 entstanden, was
gegen einen Zyklus spricht. Außerdem wurden sie nach
Willen von Brahms aus dem Zusammenhang gelöst und
einzeln konzertant aufgeführt. So haben sie auch
sicherlich ihre Berechtigung. Schade also, dass sie an
diesem Abend in ein märchenhaftes Korsett gezwängt
wurden.
Dazu
fehlte jegliche Authentizität zur Rittergeschichte, da
der textliche Part des Peters in den Romanzen statt wie
üblich durch einen Bariton von einer Sopranistin
vorgetragen wurde. Wenn schon Märchen, dann bitte auch
die Partien geschlechter- und komponistenbezogen
darbieten!
Das
Ensemble agierte durch die textlich und musikalisch
schwierigen Gegebenheiten eher unmotiviert und wenig
emotional. Hervorragend ist der Sprecher Peter Tonger zu
bewerten, der die Rittergeschichte sachlich
interpretierte, souverän und stimmlich ausdrucksstark
darbot. Der Klavierpart war, wie erwartet, perfekt
gespielt von Thomas Palm, bot aber keine herausragende
Anforderungen an den Pianisten.Der Vokalpart wurde von
der routinierten Sopranistin Irmelin Sloman ausgewogen
in Szene gesetzt.
Die
Liebesnöte eines Ritters sind allerdings schwer von
einer sehr sachlich, stimmlich perfekten und ruhig
vortragenden Sopranistin darzustellen. Verklärung des
Mittelalters, Mystifizierung der Religion, den Wert des
Menschen an seinem Adelsrang messen - wer dies
geschichtlich und musikalisch vertreten und hören
möchte, dem war dieser Abend wichtig. Der eigentliche
Charme eines Kammermusikabends ging aber verloren.
(hivi) |