Jugendlich-frischer
Beethoven-Marathon
Morgenstern-Trio präsentiert in der Schlosskapelle Werke des
deutschen Komponisten und stellt seine Virtuosität unter Beweis.
Von
unserer Mitarbeiterin Hilde
Viehöfer-Emde
jülich.
Ein reiner
Beethoven-Abend mit drei Klaviertrios verlangt sowohl vom
Publikum wie auch von den Ausführenden eine hohe Präsenz und
Aufmerksamkeit. Denn Beethovens Werke einer Gattung sind
durchaus nicht leicht einen ganzen Abend in ihrer Komplexität zu
hören, beziehungsweise zu genießen. Doch Werkhören wie in
akademischer Art ist angesagt.
Die
Klaviertrios Ludwig van Beethovens sind genial, aber nicht jeder
Zuhörer vermag diese geballte musikalische Kraft zu verarbeiten.
Das Publikum in der leider nicht so gut besetzten Schlosskapelle
war sachkundig und kompetent.
Die Musiker Stefan Hempel (Violine),
Catherine Klipfel (Klavier) und Emanuel Wehse (Violoncello), das
Morgenstern Trio, brachten einen Beethoven, der mit jugendlicher
Frische die Musik direkt in die Herzen der Zuhörer einspielte.
Andante Variationen
Mit dem Trio
c-moll op. l Nr.3 erklang
düster, tragisch, wild und ausdrucksvoll eine Thematik, der
Beethoven durchaus offen war - ohne gleichermaßen an Schicksal
angeknüpft zu sein. Nach Takten des Suchens und Fragens war das
prägnante und motivisch konstruierte Hauptthema zu hören.
Andante Variationen und Scherzo brachten Lösung und Entspannung.
Der unselige Titel „Geistertrio"
D-Dur op. 70
Nr. 1 des Klaviertrios haftete immer noch dem Werk des
Komponisten an. Eines der klanglich ausgefeiltesten und
originellsten Werke Beethovens wurde in wundervoll jugendlicher
Frische zu Gehör gebracht.
Sinnlich
packend, virtuos beeindruckend und von mitreißender
Musizierfreude bewältigten die Musiker extreme Lagen,
gegensätzliche Dynamik und fantasireiche
Passagen im Klavierpart.
Die Brillanz
seiner kammermusikalischen
Kompositionen zeigt
Beethoven
unter anderem in seinem Erzherzogtrio, B-Dur op. 97.
In der
äußeren Form liefert er perfekt modellhafte Beispiele der Form.
Leise Töne, dramatische Effekte in virtuosen Passagen
sind
unglaublich emotionsgeladen.
Temperamentvolle Ideen bis hin zu bizarren rhythmischen Sprüngen
und Verzahnungen gaben dem jungen Ensemble alle Gelegenheit,
Virtuosität jedes Einzelnen unter Beweis zu stellen.
Eine so junge, frische, experimentelle und trotzdem in konventionellen
Bahnen bleibende Beethoven-Interpretation erlebt man selten.
Das Morgenstern
Trio bot einen
„Beethoven-Marathon", den sich die Jülicher Kunstfreunde nicht
schöner hätten wünschen können.
Nach
herzlich-kräftigem Applaus freuten sich Musiker und
Zuhörer über zwei
Sätze aus dem Trio Es-Dur von Joseph Haydn, der als „Lehrer" Ludwig
van Beethovens sehr wohl in den musikalischen wie den äußeren Rahmen
des schulischen Umfeldes der Zitadelle passte.
(hivi)
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